
Ingo und Klaus hatten eingeladen zum Saisonabschluss 2014. Treffen: Sonntagmorgen um zehn am S-Bahnhof Grunewald! Sonn-tag – wie Sonne! Jung- und Alt-Randonneure haben sich unter den Bäumen vorm Bahnhof versammelt zum gemeinsamen Abgesang auf die vergangene Radsaison.


https://www.youtube.com/watch?v=Xzbrjxqwpoo
bitte ansehen und hören – es lohnt sich!





„Paris-Brest-Paris“-Trikots reichlich, Klaus trägt sein „British-Columbia“-Randonneurs-Merino, Manuel hat sich sein total verblichenes, abgewetztes LEL-Trikot übergezogen. Jede Menge Randonneur-Helden sind also am Start!
Manuel erklärt mir die kleine Spieluhr, die er auf dem Vorbau seines kampfgezeichneten Colnago festgemacht hat: Auf dem Hinweg zur „le mille du Sud“ hat er das Kleinod in einem Andenkenladen erstanden. So kann er sich oder den Kollegen nach Lust und Laune die Melodie von „La bicyclette“ ( Chanson von Yves Montand aus 1968) vorkurbeln. Herrlich!
20 plus x Randonneure – mehr werden es heute nicht. Der Berlin-Marathon hat wohl einige Kollegen an die Strecke gezogen. Anderen Langstrecklern zuzuschauen hat ja auch was!



Schließlich rollen wir gemütlich los nach Süden aus der großen Stadt hinaus. Mit 25 km/h, wie Klaus ankündigt!
Es soll ja eine beschauliche Ausfahrt werden. Über Güterfelde, Tremsdorf und dann nach Dobbrikow, wo wir uns in der Scheune, einem bekannten Bikertreff, stärken wollen. Aus den angesagten 25 km/h wird nix! Manchmal steht die drei vorn auf dem Tacho. Randonneure können eben nicht gemütlich fahren, auch wenn sie noch so wollen! Ich plausche mit Manuel, der heute mit wehendem Lockenhaar, ohne Helm und ohne Handschuhe unterwegs ist. Er ist halt ein Minimalist. Auch mit Minimalausrüstung und ohne Navi hat er unlängst die „mille du Sud“, ein höchst anspruchsvolles 1000er in der Provence, absolviert. Er kann es halt! Heute hat er anstelle Langarmtrikot ein Büchlein mit Geschichten von Mark Twain dabei – falls es ihm während der Ausfahrt mal langweilig werden sollte.
Flugs haben wir die ersten 50 Kilometer abgerollt und kommen am Bikertreff an. Vor uns haben dieses Ziel für eine Rast gefühlte 100 Biker auserkoren. Jeder Platz draußen ist besetzt. Vor der Terrasse sind die Harleys aufgereiht. Stinkig und laut, so präsentiert sich dieser lauschige Ort heute an diesem wunderschönen Herbstsonntag. Wir verziehen uns nach drinnen. Weizenbier „mit und ohne“, Bratwurst, Kuchen, Kaffee… Randonneure brauchen gesunde Kost beim Saisonausklang! Und jetzt nochmal 50 Kilometer bis zum Ziel, dem Brauhaus Templin, am Templiner See. Laue Luft, Schwätzchen nach rechts, nach links, nach hinten, nach vorn … So schwingen wir uns durch die herbstlich werdende Natur. Zum Endspurt rollen wir durch Ferch, dann nach Caputh. Mit „C„, lieber Klaus, lieber Ingo! Und dann stehen wir schon im Biergarten vorm Brauhaus. Freie Plätze gibt es hier, allein die Versorgung mit stärkender Nahrung, insbesondere Bier, erweist sich als echte Geduldsprobe. Nach gefühlten 20 Minuten an der Theke halte ich die ersehnten Krüge für Peter und mich in der Hand. Im Nu sind sie leergeschlürft.
Der „Refill“ dauert nochmal genauso lange. Auf diese Weise wird die Zeit für den üblichen Randonneurs-Klönschnack arg reduziert. Was hätte ich heute noch gern mehr Geschichten von vergangenen Heldentaten und Missgeschicken der abgelaufenen Saison gehört!
So gönnen Peter und ich uns noch einen Kilometer-Nachschlag und fahren nach Spandau und dann ich nach Glienicke zurück.
Das Zeitfahren Hamburg–Berlin wartet – schon am 11. Oktober geht es in Hamburg los!
Nach der Saison ist vor der Saison!!!
Ein schöner Bericht, auch wenn ich nicht so einen Schnitt fahren werde.