Berlin im Spätherbst: Hochnebel, nasse Luft… Die Stadt Grau in Grau.

Genau das richtige Wetter, um in Wedding und Prenzlauer Berg neue Fotoobjekte zu suchen. Also los – aufs Rad!

Kaum bin ich am Virchow-Klinikum vorbei, fahre in den Sprengelkiez ein, und dann das:
Die Kiautschoustraße! Wer kann das denn sprechen, geschweige denn schreiben?!
Kiautschou wurde 1897 von Deutschland besetzt und 1898 auf 99 Jahre gepachtet. 1914 eroberte Japan das Terrain. 1922 kam es auf Druck des Völkerbundes an China zurück.
Und die Berliner benannten im Jahre 1905 nach der Chinesischen Stadt diese Straße, die noch zum Wedding gehört.




Ein paar Meter weiter stehe ich an der Südpanke am spärlichen Wiesengrün. Dahinter der riesige Klotz der neuen BND-Zentrale. So muss eine Anlage zur Massen-Menschenhaltung aussehen.
Die FAZ schrieb:
„…die Gebäudeteile sehen auch aus wie eine etwas ratlos Spalier stehende Versammlung überdimensionierter, riesenhafter PC-Gehäuse, in deren gigantischen Laufwerken alles gespeichert wird, was überhaupt speicherbar ist.“ (ibid)
500 Meter weiter – am Nordbahnhof, entdecke ich „Mount-Mitte und „Beach-Mitte“ – grandiose Wortschöpfungen!
Dann rolle ich in den Park am Nordbahnhof ein.
Kontraste: Hier verlief die Mauer – Wo heute die Kinder spielen und die Grafitti-Sprayer sprayen verlief bis 1989 der Todesstreifen!

Mein Taurine lehnt an Graffiti-verzierten Betonbuckeln im Park. Dahinter zu sehen die Zentrale der Deutschen Bahn.

Die stillgelegte Liesenbrücke aus dem späten 19. Jahrhundert rostet vor sich hin. Nur wenn man Industriedenkmal ist, rostet man in Würde.

Gesehen in der Nähe der Elisabethkirche. Überhaupt: Dieses Eckchen ist eins der schönsten in Berlin!





Jetzt schwinge ich mich die Veteranenstraße hinauf, vorbei am Heinrich-Heine-Denkmal, und dann stehe ich vor „Nola´s“ am Weinberg. Ja! Das ist ein Restaurant am Weinbergpark mit Bergterrasse!


Hier posiert ein Grace-Elektro-Brummer vor meinem Taurine
Hier gibt es so unglaublich viele Fotomotive, ich komme kaum vorwärts. Ich beschleunige, fahre durch den Mauerpark und mache eine Schleife an der Max-Schmeling-Halle vorbei.
Hier entdecke ich Ralf, einen Fixie-Artisten, der gerade beim Üben neuer Kunststücke ist. Er lässt sich nicht lange bitten und zeigt mir, was ich nicht kann!!!


Wir kommen ins Gespräch – Natürlich über Räder und Radfahren! Ralf erholt sich gerade von einem brutalen Unfall, bei dem er durch die Heckscheibe eines PKW bis zur Armaturentafel geflogen war. Erstaunlich, was er heute schon wieder mit dem Rad anstellt.
Gemeinsam fahren wir um die nächste Ecke zu „Cicli Berlinetta“, dem Laden für Klassik-Bikes schlechthin. Für alle Klassikerfans: http://cicli-berlinetta.de
Hineinspaziert ins Radlerparadies


So viele traumhaft restaurierte Oldies gibt es nur hier zu sehen.
Bevor ich noch schwach werde und noch irgendein poliertes Retroteil käuflich erwerbe, mache ich mich auf den Weg nach Norden – über die B 96a durch Pankow, nach Schildow…
Hier ist der „Gegenentwurf“ von Cicli B zu sehen: Die Werkstatt- und Verkaufshütten von Fahrrad Kaliga in Schildow. Hier gibt es aber nicht nur Fahrräder, hier kann man auch die alte Nähmaschine reparieren lassen.
In der Dunkelheit rolle ich wieder zu Hause ein. Ich muss demnächst unbedingt mal Fotos in und von Berlin machen. Das Reservoir an Motiven ist unendlich. Vorher sollte ich noch neue Speicherkarten kaufen…
Danke, Franz, Auftrag angenommen. Deine Herbstfotos sind auch sehr gut gelungen!
Hallo Dietmar
So kann man auch Berlin kennenlernen ohne Selbst zu fahren.
Den nächsten (Blog) bitte
Franz