Am beschaulichen Beetzsee bei Brandenburg liegt das genauso beschauliche Dorf Päwesin. Die 500 Einwohner sind auf drei Ortsteile verteilt. So bleiben für das eigentliche Päwesin vielleicht 300 Seelen. Brandenburg ist 20 Kilometer entfernt. Päwesin ist also „jwd“ – janz weit draußen.
Ausgerechnet hier ließ sich eine Buddhistische Klosterschule im Jahr 2002 nieder. Und eröffnete in einem kleinen Häuschen direkt an der Ortsdurchfahrt eine Bäckerei – bezeichnenderweise mit dem Namen Backwahn.


Im Laden duftet es nach Brot, Vanille, Kümmel und Kaffee. Die Theke ist beladen mit Köstlichkeiten besonderer Klasse. Eine solche Vielfalt an Torten und Kuchen habe ich lange nicht gesehen.

Die Stücke sind so groß geraten, dass sie andernorts als komplette Kuchen oder Torten verkauft würden.

Im Kuchenrausch bestellen wir Kirschkuchen und Käsekuchen, dazu Milchkaffee.

Schon um die Mittagszeit ist das Café gut besucht. Der Service ist erstklassig, die Stimmung ist bestens. Nur, dass nicht noch ein weiteres köstliches Stück in unsere Mägen passt, schmerzt ein wenig.
Schön, dass die Klosterschule dieses kleine Örtchen um diese Attraktion bereichert.
Eine Stunde später brechen wir auf, schließlich wollen wir heute noch ein paar Kilometer machen. Die Uhr der sorgfältig restaurierten Jugendstilkirche in Bagow zeigt uns, wie lange es dauern kann, einen Backwahn-Kuchen zu genießen.
Durch die einsamen Dörfer des Märkischen Luch rumpeln wir über eine lange, dünn überteerte Pflasterstraße bis nach Paulinenaue. Die „Stille Pauline“ – seit 2011 ein wunderbar glatt geteerter Radweg, führt uns bis in den unaussprechlichen Ort Lobeofsund mit seinem umwucherten Bahnhofsgebäude.





Vor 45 Jahren wurden hier die letzten Personenzüge abgefertigt.
Nach einer ewig langen Fahrt von Dreibrück aus über einen Sand-und Schlaglochweg, erreichen wir das illustre Reihendorf Ebereschenhof. Vor einem neu gebauten Häuschen stehen zwei dicke amerikanische Spritschlucker – neben einem Eingangstor mit zwei riesigen Gipsadlern – über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.
Nach dem Angriff auf unser ästhetisches Empfinden tröstet uns am Ortsausgang dieses opulent bepflanzte Damenrad.
Jetzt wird es Zeit, mal wieder kontinuierlich in die Pedale zu treten, sonst wird es nix mit dem angepeilten Trainingseffekt.Aber schon bei Tourkilometer 112 lockt uns die „Auszeit“ in Pausin zur zweiten Pause. Wir belassen es bei einem alkoholfreien Weizenbier – ausnahmsweise!

Am Ende dieser Brandenburgrunde stehen 140 Kilometer auf dem Garmin-Display. Und der Trainingseffekt wird ja bekanntlich erst in den Pausen danach wirksam. Insofern haben wir doch wohl alles richtig gemacht heute.
Die nächste Runde wird zügiger ablaufen, nehmen wir uns vor. Bis dahin in alter Frische!
Den Kuchen essen ja die Anderen
Backwahn zeugt aber auch nicht gerade von Askese. Drauf geschi*sen was !?
dankbar lese ich über die schöne Blümchen und Tortenrunde. Greife danach reflexhaft zum Standardwerk von Dieter Moor „Was wir nicht haben brauchen sie nicht“. Schade, daß die Päwesiner Kuchenstation nicht auf dem kürzesten Wege von Hamburg nach Berlin liegt . . .