Peter und ich haben in dieser herrlichen Winterwoche schon eine 100-km-Tour abgerollt. Schön kalt war das. Da kam der zweite Peter ( Randonneur-Urgestein) auf die glorreiche Idee, es doch am Freitag mal mit einem zünftigen Ritt über den Havelradweg zu probieren. Ist es nicht zu vereist? Liegt dort nicht satt Schnee? ( Bist Du verrückt?) So oder ähnlich formulierten die übrigen ihre Bedenken. Peter W. testete also am Mittwoch schon mal die Strecke Richtung Ketzin. Ergebnis: Zu schaffen mit unseren Crossern. ( Fast eisfrei sollte es sein…)
Wir treffen uns nach einer S-Bahn-Etappe am Bahnhof in Werder. Nur der Staakener Peter muss unbedingt schon die ersten Schneekilometer auf seinem Genesis zurücklegen. Natürlich nur, um uns als Weicheier zu entlarven. Ja, wir haben Respekt vor der Kälte. Schließlich zeigt das Thermometer bei meinem morgendlichen Hundegang minus 12 Grad. Aber die Sonne hat ja schon ordentlich Kraft Ende Januar ( Hähähä) Da lacht der Meteorologe! Wie auch immer: Die Bahn ist geheizt, fährt sogar pünktlich. Was will der Randonneur mehr. Im Bahnhofsgebäude von Werder betreibt ein Ex-Kurdistaner ein Bistro. Also flößen wir unseren Körpern schon mal heißen Kaffee ein und verkürzen das Warten auf Peter aus Staaken. Schon rollt er um die Ecke. Mit Eis im Bart!
Damit er schön warm bleibt, fahren wir sofort los. Ab auf den Havel-Radweg.
Genau wie Peter es beschrieben hat: Kein Eis, kein Schnee, wie man unschwer erkennen kann. Die Tatsache, dass wir auf jungfräulichem Untergrund rollen, sorgt für reinsten Schneegenuss ohne Eisplatten und – Spuren. Lockeren Trittes nähern wir uns Ketzin. Reichlich Graugänse sitzen in den verschneiten Wiesen und schnattern miteinander. So wie wir auch. Dann höre ich Kranichgeschrei: Tatsächlich kurven mindestens 30 Spätabflieger in der eisigen Winterluft herum.
Fährt eigentlich die Fähre in Ketzin? Peter beruhigt uns: Die fährt bei jedem Wetter. Stimmt! Der Fährmann prüft mit einer Stange die Eisqualität und wirft dann den Motor an.
Die Straßen nach Norden sind eisfrei und ein sanfter Schiebewind sorgt bei den Glorreichen Fünf für beste Laune. Zumal in wenigen Kilometern in Päwesin der beste Kuchen Brandenburgs wartet.
Im muckelwarm geheizten Wintergarten genießen wir die Backwahn-Kuchenpracht und sind uns einig: Dies ist eine erste Adresse für jeden Randonneur-on-Tour.
Urgestein-Peter hat die Optik-Stadt Rathenow zum heutigen Ziel auserkoren. Vermutlich würde er den Weg dorthin auch mit verbundenen Augen finden, so oft ist er hier schon trainierend unterwegs gewesen.
Die Wintersonne ist so schlapp, dass sie sogar ein Direktfoto erlaubt.
Hier sind wir wirklich „Jwd“– Janz weit draußen.
Die Glorreichen haben offensichtlich das richtige Material gewählt für diese Tour. Crosser mit griffiger Winterbereifung, an den Händen dicke Lobster-Handschuhe, unter den Helmen genauso dicke Mützen und nochmal dicke Winterschuhe an den Füßen. Keiner klagt, die Truppe ist bester Laune. So erreichen wir Rathenow schon gegen 15 Uhr. Eigentlich viel zu früh, um für heute das Radfahren einzustellen und in den Zug zu steigen.
Die Fünf trennen sich hier: Matthias und Peter W. fahren nach Werder zurück. Der Staakener Peter, Wolfgang und ich fahren gen B-Hbf. Im gut geheizten Zug läßt es sich aushalten. Eine herrliche Tour war das heute. Ungleich besser, als die Zeit im Büro oder auf der Couch zu verbringen.
Nach einem köstlichen, genauso starken wie heißen Kaffee bei Peter beschließe ich, die Kilometeranzeige auf meinem Garmin heute noch auf ein dreistelliges Format zu bringen. Also großer Bogen nach Norden, über verschneite Radwege im Dunkeln nach Hause. Mit guter Beleuchtung , warmen Fingern und Füßen eine wahre Lust!
Und Schluss für Heute.
Mandelblüte, Orangenhaine, milde Lüfte, nette Leute… Also, ich fahre trotzdem Ende Februar auf die Insel
…wer will, nach dem Lesen dieses Berichtes, schon nach Malle? Malle kann doch jeder.
Oh, das schmerzt beim Lesen, wenn man selbst im Büro sitzen musste, abgesehen vom Traben über die Gänge und heimlichen Dehnen unterm Schreibtisch zu körperlicher Untätigkeit verdammt! Trotzdem oder gerade deswegen danke fürs Teilen. Wenigstens ein bißchen im Kopf mitgefahren…