Für diesen Dienstag sagt „wetteronline“ Sonne und Windstärke 3-4 voraus. Wenn das kein Grund ist, auszureiten. Peter war das schon am Vorabend klar, und er hatte sein Genesis schon gesattelt. Um 11 Uhr treffen wir uns in Wansdorf an der Einmündung des Schwarzen Weges auf die Dorfstraße. Die ersten 20 Kilometer des Tages bin ich gegen den Wind gekurbelt. 20 km/h mit ordentlich Druck auf den Pedalen. Geht das nicht auch etwas leichter heute?! Ich mache Peter den Vorschlag, uns heute den Wind zum Verbündeten zu machen und den Kurs nach Nordosten zu legen. Angermünde kommt uns als Tagesziel in den Sinn. Beim 400er-Brevet war dieses Städtchen schon einige Male Kontrollpunkt. Und schon anno 1842 wurde der Ort an die Berlin-Stettiner Eisenbahn angeschlossen. Eine Bahnfahrt zurück nach Berlin ist also möglich.
In Lehnitz biegen wir auf den Radweg Berlin-Kopenhagen ein, der glatt und einsam am Kanal entlangführt.
Die Vorgängerin dieser Brücke war die Verbindung zwischen dem KZ Sachsenhausen und dem berüchtigten Klinkerwerk. Eine kaum wahrnehmbare Gedenkstätte am Hafen und eine Hinweistafel auf unserer Kanalseite künden von dem grausamen Kapitel der deutschen Geschichte.
In Liebenberg sind wir auf freiem Felde unterwegs und lassen uns vom Schiebewind beschleunigen auf 30 km/h. In der Ortschaft Hammer gehen wir beim Bäcker in die Bremsen. Es lohnt sich – heißer Kaffee und leckerer Quark-Mohn-Kuchen warten. Hier wird tatsächlich noch gebacken – mit Natursauerteig, wie über der Theke zu lesen ist. Und wie uns die freundliche Bäckersfrau bestätigt.
Herrlich, dieses Licht heute, der Wind, die Sonne … Über Schönebeck und Eichhorst gleiten wir zum still daliegenden Werbellinsee.
In Joachimsthal „erklimmen“ wir die erste nennenswerte Steigung voller Freude über diesen erwünschten Trainingseffekt vor unserer Mallorca-Tour Ende Februar, bei der reichlich Höhenmeter warten.
Ein riesiges Mammut weist auf den Geopark Eiszeitland hin.
Wir machen eine Pause, um dem Mammut auf den Zahn zu fühlen. Dann reiten wir weiter über die Bodenwellen von Grund- und Endmörane aus der Weichseleiszeit. Vor über 10000 Jahren haben die aus Skandinavien vorrückenden Gletscher den Barnim geformt.
In Althüttendorf sind die Einwohner gar nicht begeistert vom geplanten Rindermastbetrieb. Wir sind das auch nicht und hoffen, dass die Initiative Erfolg haben möge.
Peter lockt mich auf die Rumpelwege des Brevet-Tracks, der direkt nach Angermünde führt. Immer rauf und runter. Immer durch die Schlaglöcher und über freigelegtes Pflaster. Aber die Landschaft entschädigt locker für die Pein.
Früher als geplant erreichen wir Angermünde. Schade, ich kann mich mit meinem Vorhaben, doch noch bis Schwedt zu kurbeln, heute nicht durchsetzen. Also lösen wir die Fahrkarten für die Reise zurück nach Berlin und wo der Zug sonst auch noch hinführt … Amsterdam-Schiphol auf der Hinweistafel in Angermünde. Whow!
In Bernau trenne ich mich von Peter – noch 25 Kilometer bis nach Hause. Der Wind ist eingeschlafen, die Luft hat milde 8 Grad. Ich radle in die Dunkelheit hinein.
Am verschlafenen Gorinsee setze ich mein Basso in der kunstvoll gestalteten, neon-beleuchteten Bushalte in Szene. Eine halbe Stunde später genieße ich zu Hause heißen Ingwertee.
145 Kilometer hat mein Oregon heute summiert. Eine ordentliche Trainingseinheit mit Erlebniswert.
DANKE. Genau so isses!
Klasse! Ohne die obligatorische Pause beim Bäcker geht es bei euch quasi nicht – ich sehe hier sehr deutliche Parallelen zu meinen Tagestouren und bei der Tagesleistung geht es sowieso nicht ohne ;- ) Weiter so!