4 Grad sind es, als ich um viertel vor Acht auf mein Endurace steige. Lang-lang und die Füße in den Winterschuhen. Es fängt an zu tröpfeln, die Straßen sind feucht, die Autofahrer im Berliner Berufsverkehr benehmen sich wie immer: eilig und unbarmherzig. Ich weiche aus auf den schmalen Radweg. Der Streusplit quält die 4Seasons, ich rumple durch die Stadt in Richtung Süden. Geltow ist das Ziel – Wir treffen uns bei Peter zwei, das zweite Frühstück wartet schon nach 47 Kilometern. Zu dritt dann auf den Havelradweg nach Westen.
Still ruht der See, nur ein paar emsige Enten paddeln durch die kalte Havel.
In Werder dann „Easy Koing“ und „Fuck da Police“. Da weeßte, wo et langjeht in Brandenburg…
Wir biegen auf den Havel-Radweg ein. Tausende Graugänse sitzen in den Auenwiesen, schnattern und lassen sich von uns aufscheuchen. Peter fliegen sie geradezu aus dem Mund.
Die Weiden stehen schon in Blüte. Die Kätzchen hängen fett und leuchtend an den Büschen.
Der renovierte Havelradweg ist in einem erstklassigen Zustand. Reiner Genuss, über den wunderbar glatten Asphalt durch die Landschaft zu rollen.
In Götzer Berge gammelt die ehemalige Bildungsstätte für Forstarbeiter vor sich hin.
Oben am Zaun entdecken wir „Kunst am Bau“ – Waschbecken in Reihe, bepflanzt mit was auch immer. Eine Installation der besonderen Art. Die ersten grünen Blätter schieben sich ans Licht
Was die ehrwürdige riesige Buche daneben so alles zu sehen bekommt!
Den Götzer Berg mit seinen sagenhaften 108 Metern Höhe lassen wir hinter uns. Der Radweg bis nach Brandenburg ist ein wahres Gedicht, nachdem hier 4,5 Millionen Euro in den Ausbau investiert worden sind. Gut so!
Um halb zwei stehen wir vor dem riesigen Brandenburger Dom. 850 Jahre Backsteinherrlichkeit.
Mein Endurace lehnt sich ergriffen an.
Irgendwo bei Klein Kreutz
Weiter nach Norden – gen Päwesin, wo der berühmte Kuchen im Backwahn auf uns wartet, vorbei an weiten, mit Folien bedeckten Spargelfeldern.
Die Suche nach dem Frühling endet heute nach 168 Kilometern mit Nordostwind und kalter Winterluft erfolglos. Weidenkätzchen und Graugänse geben uns eine kleine Idee davon, wie es bald hier grünen und blühen wird.
Vorfrühling
Härte schwand. Auf einmal legt sich Schonung
an der Wiesen aufgedecktes Grau.
Kleine Wasser ändern die Betonung.
Zärtlichkeiten, ungenau,
greifen nach der Erde aus dem Raum.
Wege gehen weit ins Land und zeigens.
Unvermutet siehst du seines Steigens
Ausdruck in dem leeren Baum.
(Rainer Maria Rilke, 1875-1926)
wohl wahr!
4,5 Millionen Euro ein Klingelgeld. In BAB-Ausbau käme damit nur ein Meterchens weit.
Hallo Rainer, da freue ich mich! Es ist einfach schön, hier durch die Natur zu fahren und die Weite zu erleben. Bis bald dann.
Dietmar
…ach schööön, Dietmar.
Wie ich sehe seid Ihr wieder in der Heimat unterwegs und habt die Gefilde der Warmduscher verlassen – so ist es gut.
Deine Heimatimpressionen treffen bei mir irgendeinen Nerv… .
Danke.
LG rainer