Endlich ist der Winter da. Minus 2 Grad, ein paar Schneeflocken, und Tief Axel schaufelt an der Ostflanke eines hereinschiebenden Hochs kalte Polarluft nach Brandenburg. Ein paar Schneeschauer soll es auch noch geben heute. Ideales Wetter für einen kleinen Ausritt nach Süden, hinein in den Fläming. Peters Track führt zuerst von Werder nach Westen zum Kloster Lehnin, dann dreht der Kurs nach Süden und dann ostwärts nach Jüterbog, wo in Zinna das zweite Zisterzienserkloster auf uns wartet.
Auf den freien Flächen westlich von Werder sehen wir den ersten Schnee dieses Winters. Die Straße, die uns nach Lehnin führt, ist vereist und fordert unsere Fahrkünste. Wie gut, dass ich am Vorabend noch die Schwalbe CX mit Stollen aufgezogen habe. Immer schön locker geradeaus rollen, Hände weg vom Bremshebel.
Die spätromanisch-frühgotische St. Marien Klosterkirche gehört zu den bedeutendsten Backsteinbauten in der Mark Brandenburg.
Kalt ist es hinter Klostermauern
So, wie hier Bäume und Büsche aus dem alten Pfeiler wachsen, hat es schon Fontane in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg„beschrieben: „Auf den hohen Pfeilertrümmern wachsen Ebereschen und Berberitzensträucher, jeder Zweig steht in Frucht, und die Schuljugend jagt und klettert umher und lacht mit roten Gesichtern aus den roten Beeren heraus. Aber wenn die Sonne unter ist, geben sie das Spiel in den Trümmern auf, und wer dann das Ohr an die Erde legt, der hört tief unten die Mönche singen.“
Die Klosteranlage ist mittlerweile wieder aufwändig restauriert und beherbergt eine Reihe von kirchlichen Einrichtungen. Wanderer, Pilger und Radler sind eingeladen, hier einzukehren, zu sehen, zu staunen.
Für eine Kaffeepause sind wir jetzt um die Mittagszeit einfach zu früh hier, um im Klostercafé einzukehren. Also setzen wir uns alsbald wieder auf die Crosser und treten uns in den sanften Steigungen nach Süden hin warm. Lange kurbeln wir uns durch langweilige Kiefern- und Fichtenwälder. Immer geradeaus – Borkheide, Borkwalde, Alt-Bork… Endlich spuckt uns der Schatten wieder aus. Peter kennt einen guten Bäcker in Treuenbrietzen, und bei dem sollte es auch heißen Kaffe geben.
Die Räder müssen draußen bleiben während wir uns an Milchkaffee und leckerem Kuchen laben. Nach 20 Minuten Wärmepause starten wir wieder hinein in die kalte Luft und hinaus aus dem Ort. Nach zwei Kilometern biegen wir nach Osten auf den Bardenitzer Weg ab. Hier sind nur wenige Autos unterwegs, dafür ist die Straße komplett schneebedeckt und vereist. Hoffentlich fahren die Brandenburger vorsichtig und kommen uns nicht zu nahe. Die Schleuderspur eines Autos, die im Straßengraben endet, macht uns ein wenig unruhig.
Peters „Cuneo“ hat schon ordentlich Schnee aufgenommen, fühlt sich aber offensichtlich wohl in der Kälte. “ All Systems go!“
Bardenitz präsentiert sich inklusive Ortsschild eingeeist, und die kopfsteingepflasterte Durchfahrtsstraße nötigt uns artistische Einlagen ab. Der folgende Ort heißt Pechüle, trotzdem bleiben wir auf unseren Rädern und machen keinen Abflieger.
Auf dem Weg nach Jüterbog passieren wir unendlich lang erscheinende Betonmauern. Einer der größten, geheimen Stützpunkte der Sowjetarmee befand sich hier im Forst Jüterbog-Zinna-Keilberg.
Zig-tausende Soldaten lebten hier in einer Parallelwelt, abgeschirmt von der Bevölkerung.
Der kleine Ort „Altes Lager“ ging aus einem Barackenlager hervor, das 1870 als zeitweilige Soldatenunterkunft am Rande des Jüterboger Schießplatzes errichtet worden war und zeugt von der mehr als 150 Jahre alten militärischen Prägung dieser Region.
Alter Backstein erinnert an bessere Zeiten. Erstaunt, bestürzt, verwundert über soviel brutale Gegensätze arbeiten wir uns über den eisglatten Radweg vor – an Jüterbog vorbei nach Zinna. Hier wartet als Ausgleich für unsere Sinne das Kloster mitsamt Klosterbrennerei und Museum.
Jaaaaa! Schnee ist das reine Vergnügen für die Winter-Randonneure.
„PORTA PATET, COR MAGIS – Die Tür ist offen, das Herz noch mehr“
Der Leitspruch der Zisterzienser weist uns den Weg zum Kloster. Das Örtchen Zinna hat eine beeindruckenden Geschichte, die nicht nur vom Kloster geprägt ist, sondern auch von der Vergangenheit als Weberstadt, die Friedrich der Große schon 1777 ins Leben rief.
Heute haben wir nur Augen und nur Zeit für einen kleinen Besuch des Klosters.
Im Eingang zum Klostermuseum stehen die alten Brennanlagen für den „Klosterbruder-Likör“, den wir als wunderbare Aufwärmflüssigkeit für 1 € pro Becher gleich zwiefach genießen.
Als wir das ehrwürdige Backsteingebäude verlassen, wissen wir, dass wir wiederkommen. Im Frühjahr, wenn es warm ist, wenn die Tage länger sind. Es lohnt sich, hier auf Entdeckungsreise zu gehen.
Die Rösser sind angespannt und erwarten ihre Reiter. Der kurze Ritt nach Luckenwalde führt uns nochmal auf Eis und Schnee – und jetzt nach Norden gegen den Wind. Entschädigt werden wir vom wunderbaren Licht und vom tiefen Blau des Himmels zwischen den Schneeschauern.
Schnee auf Eis! Obacht!
Kaum können wir uns losreißen von Landschaft, Himmel und Licht. Kalt, unwirtlich, schlecht beschildert: Der Bahnhof von Luckenwalde holt uns zurück in die Realität. Dafür ist der RE3 gut geheizt und der Kontrolleur freundlich. Um 18 Uhr sitzen wir schon ( wieder einmal) am flackernden Kamin des Zollpackhofs und laben uns an Weißwürstel und Augustiner-Bier.
Wann starten wir zur nächsten Schneerunde, fragt Peter. Na, wenn wieder Schnee liegt!
Und hier der Track: Werder-Lehnin-Zinna-Luckenwalde
Hallo Peter, dieser Track ist allerdings abgestimmt auf die winterlichen Bedingungen. Wenn es warm und trocken ist, kann man auf noch beschaulicheren Pfaden radeln. Wenn Du in Berlin weilst, kannst Du gerne ein paar Tipps abholen. All the best – Dietmar
Sehr schöner Bericht. Was ich sehr gut finde,ist, dass ihr den Track mit
eingefügt habt. So kann man ,wenn man in Berlin ist und Urlaub macht
deine schönen Touren nachfahren.
Gruss und Frohes neues Jahr
Peter Pirk