Darß-Brevet 600 km – Halbzeitimpressionen

Peter und ich sind dieses Mal nur Zuschauer beim 600-km-Brevet. Peter hat „Knie“ und ich habe „Wade“. Also haben wir uns schnell entschlossen, den tüchtigen Randonneuren bei Halbzeit der Strecke in Prerow auf dem Darß ein wenig Support zu bieten.

40 Liter Trinkwasser, 60 Knackwürste, reichlich Kartoffelsalat, selbstgebackene Heidelbeermuffins, Gummibären … und eine von unserem Lieblingsschrauber Basim ( Fahrradladen Potsdam Babelsberg) gesponserte Ersatzteil- Riegel- Isopulver- und Gelkiste.

Mit Peters Oldie-Camper-Bulli machen wir uns um 14 Uhr auf den Weg nach Norden. Der kleine Diesel brummt genauso vernehmlich wie Vertrauen erweckend. Mehr als 100 km/h sind kaum drin. Der böige Nordwest rüttelt kräftig am hohen Westfalia-Aufbau. Bei Krakow stehen wir 30 Minuten im Stau vor einer Brückenbaustelle. Wir hatten geplant, spätestens um 17 Uhr am Ostrand von Prerow Position zu beziehen. Das wird nun nichts mehr. Peter flucht heftig, als uns schon zwischen Born und Wiek die ganz Schnellen entgegenkommen. Die machen eh keine Pausen, so wie die unterwegs sind, tröste ich meinen unzufriedenen Fahrer. Ich erkenne Jens Burger, Thomas Bockshecker und Stefan Meisner. 17.15 Uhr ist es.. Die haben tatsächlich bis hierher einen Schnitt von über 30 km/h trotz kräftigem Gegenwind hingelegt. Alle Achtung!

Ein Viertelstunde später stehen wir auf dem  Parkplatz an der lang geradeaus am Deich entlangführenden Straße. Als wir unsere Vorräte auspacken, taucht schon die nächste Gruppe auf. Peter wirft flugs den Herd an und die Würste in den Topf.

Um 17.45 Uhr rollen die Kollegen runter vom Deich und vor unsere Füße:

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Rafal, der „Viertelvorzwölfte“

P1100173P1100161P1100159P1100182Stempel ins Brevet-Heft, Wasser in die Flaschen, Pulver rein, Wurst verschlingen, schnell ´ne WhatsApp an die Freunde loslassen, und schon scharren die ersten wieder mit den Hufen. Um 18.10 Uhr gehen die Jungs auf die zweite Halbetappe – nochmal 300 Kilometer.

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Nils rollt ein, als die Achtergruppe startet. Er hatte kurz abreißen lassen und danach keine Chance mehr gehabt, bei dem starken Gegenwind wieder heranzukommen. So frisch, wie er aussieht, kann er weiter gut alleine fighten.

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18.40 Uhr – Peter setzt den Stempel ins Heftchen

Thomas, unser Kilometerfresser aus Eberswalde, und Clemens liefern sich einen kleinen Spurt: Clemens auf dem Deich, Thomas auf der Straße.

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Inzwischen habe ich es auch geschafft, die zwei Hinweistrikots windfest und halbwegs stabil zwischen Bulli und Zaun zu befestigen. Schließlich soll uns jeder rechtzeitig erkennen können.

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Haribo macht Kinder froh – und Randonneure ebenso

Um Punkt 19 Uhr erkennt Peter unseren Schweizer Randonneur Ueli Bächli auf dem Deichweg. Am Morgen vor dem Start hatte er schon einen kleinen Plausch mit ihm gehalten. Wir feuern ihn auf den letzten Metern bis zum Abzweig an… Beifallsbekundungen und begeistertes Publikum sind dem Ueli nicht fremd. Schließlich hat er als Bobfahrer in den 70er und 80er Jahren WM- und Olympiamedaillen reichlich gesammelt.

Bravo Ueli, und lass dir die Wurst schmecken!

Um 19.20 Uhr kommen Wolf Beisswanger und zwei junge Randonneure heran.DSC_0022DSC_0023DSC_0028DSC_0029

Randonneure können auch stylish aussehen, wie hier unter Beweis gestellt ist.

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Zehn Minuten später kurbelt Matthias auf seinem Titan-Randonneur heran. Offensichtlich auch bestens gelaunt:

Unser Organisator Ingo folgt auf dem Fuße und gibt im warmen Abendlicht ein wunderbares Fotomotiv ab.DSC_0042DSC_0043DSC_0048

Er führt im hinteren Trinkflaschenhalter eine gekühlte Flasche alkoholfreies Bier mit – was für ein Luxus! DSC_0051DSC_0056

Dann nähert sich wieder eine ganze Gruppe, die sich im Gegenwind zusammengefunden hat. DSC_0079DSC_0087DSC_0073

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Saschas Banana-Trikot-Taschen bleiben wohlgefüllt mit den gesunden Energiebomben.

Und ich freue mich, endlich Eva ( Takeshi),  die wunderbare Blogberichte über das Radfahren schreibt, persönlich in Empfang zu nehmen.

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Eine illustrer Gegenwindvierer rollt hier ein. Gut gelaunt und hungrig.

 

In der nächsten halben Stunde wirkt unser „Service Point“ wie ein lustiges Radfahrerpicknick am Ostseerand. Als wir neugierigen Strandwanderern erklären, dass die „Picknicker“ schon 300 Kilometer auf dem Rad zurückgelegt haben und nochmal 300 Kilometer wegarbeiten werden, ernten wir ungläubiges Staunen.

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Ingo und Eva gehen wieder auf die Strecke.

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Powerstrümpfe machen den Liegeradler schnell
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Manuel würdigt uns keines Blickes
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Matthias rollt ein

Nach einer halben Stunde Essen, Trinken und Plauschen verlässt uns diese Wohlfühltruppe leider wieder und startet in die Nacht. Die nächste Kontrolle wartet in Teterow, 100 Kilometer weiter in den sanften Hügeln von Meck-Pomm.

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Jung-Randonneur Ole hat sich auch herangekämpft. Ein Reifenplatzer und dann viele Kilometer allein im Gegenwind, das zehrt!

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Team mit Strahlkraft!

Die beiden wollen bei Freunden in Zingst eine Luxuspause einlegen und dann ausgeruht das Feld von hinten aufrollen…

Immer noch sind ca. 15 Teilnehmer auf der Strecke zu uns hin, und es wird langsam dämmrig und deutlich kühler. DSC_0138

So sieht ein gut gelaunter Organisator aus: Klaus lässt es heute gemütlich angehen und genießt Land und Leute. Souverän halt.

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Die Sonne ist unterm Horizont, also Warnwesten überziehen und Beleuchtung anzünden. So macht dann die Fahrt durch die Nacht Freude.

Um kurz nach 22 Uhr begrüßen wir die beiden Unverwüstlichen, die beiden, die nur im Team auftreten und immer durchhalten. Susanne und Peter. Chapeau!

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Kommt gut durch die Nacht! Und alle anderen vor euch auch, und auch die hoffentlich noch guter Dinge Kurbelnden, die noch nicht bei Halbzeit dieses 600ers angekommen sind.

Peter und ich packen unsere Siebensachen und sind gegen 22.30 Uhr startfertig – da kommt noch unser „Ruderfrank“ um die Ecke gerollt. Unsere Wassertanks sind leer, nur ein paar Riegel und Gels können wir noch bieten. Sorry, Frank.

Es hat uns Freude gemacht heute an der Strecke – mal nicht selber auf dem Rad. Ihr seid schon eine klasse Truppe!

 

P.S  Wer ein Foto von sich in Originalauflösung haben möchte – bitte E-Mail an mich, „Dietmar.Clever@online.de“, dann bringe ich das auf den Weg.

Und wie es Eva – Takeshi ergangen ist, findet ihr hier: 600er Brevet: Mit den Berliner Randonneuren LESEN!

 

Die drei Neuen im Brandenburger Frühling

Die neuen Räder müssen ausgeführt werden: Feineinstellungen vornehmen, den Charakter erfahren und Besonderheiten aufspüren. Fotos machen.  Jetzt sind es schon drei Neue: Peters neues Tommasini Stahlgerät, mein Granfondo-Titan und ganz frisch Peters neuer Carbon-Renner von De Rosa.

Die Anzahl der Räder, die der engagierte Randonneur braucht, lautet bekanntlich n+1, wobei n die Anzahl der bereits vorhandenen Räder ist. Das fatale an der Formel ist, dass n+1, wie Cyclista so trefflich beschreibt: es hört nimmer auf mit der Suche nach dem letzten Rad.

So haben Peter und ich in den letzten Ausfahrten unsere vorläufig letzten Räder getestet.

Irio ( nach Irio Tommasini), Ugo ( nach Ugo de Rosa) und mein Granfondo ( heimlicher Vorname Mike, nach Mike Hall). Und wo kann man diese wunderbaren Fahr-Untersätze am besten ausführen: natürlich bei bestem Frühlingswetter im erblühenden Brandenburg. Hier ein paar Foto-Kostproben: P1080333P1080334P1080362

Das Granfondo und Irio in der Schönower Heide. Von hier aus fahren wir auf dem Radweg Berlin-Usedom über Lobetal und Biesenthal nach Marienwerder. Hier machen wir Rast bei dem originellen Schleusengraf, wo uns der genauso originelle Wirt sein allradgetriebenes Gios vorstellt und auch noch Probe fahren läßt.

Das Fahrgerät des Ingenieurs Bernd Monno aus Birkenwerder tauschen wir dann doch nicht gegen unsere Renner aus. Nach Westen rollen wir am „Langen Trödel“ entlang nach Zerpenschleuse,

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wo uns „Kunst am Kanal“ erwartet:

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Alte Fassaden, eine Janosch-Tigerente und ein Busch voller Tassen. Gegenüber von „Emma Emelie“, einem Antiquitätencafé, das von Ines Schweighöfer betrieben wird, lehne ich mein Granfondo an eine dekorierte Modepuppe an. Neben dem Tassenstrauch hängt auf einem Steg als Kunstobjekt Kinderwäsche. Seit Weihnachten trocknet die hier schon. Kunst! 20170511_162337_resized

Nach den deftigen Bratkartoffeln mit Spiegeleiern beim Schleusengraf können wir es verkraften, dass Emma Emmelie noch geschlossen hat.

Hier die Strecke zum Nachfahren: Genusstour Bernau-Marienwerder-Liebenwalde

Ein paar Tage später teste ich nochmal mein Granfondo. Den Vorbau habe ich umgedreht, jetzt sitzt der Lenker 3cm tiefer. So fährt sich das Titangerät noch einen Tick besser. Rheinsberg ist für diesen Tag mein Ziel.P1080509

Die Kirche von Meseberg ist wesentlich einladender als das Gästehaus von Angela M. P1080523Ein Polizist vor dem Gittertor wacht über die nichtvorhandenen Gäste. Über Lindow finde ich auf einen Radweg, der geradewegs nach Rheinsberg führt. Immer geradeaus durch die Wälder. Wunderschön, nur leider kilometerlang arg rumpelig durch die vielen Wurzeln, die von unten durch die Teerdecke drücken.P1080525

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Hier einmal so, wie es sich der Radler wünscht: glatt! Geht doch auch.

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In Rheinsberg erwarten mich am See singende Odysseus-Nixen. Wieder einmal KUNST.

Von Rheinsberg biege ich nach Westen ab nach Wittstock. Dort kenne ich den aufwändig restaurierten Bahnhof und den Stadtsee. Schön anzusehen, aber zum Baden noch zu kalt.fullsizeoutput_33f5 Bis Neuruppin reicht heute mein Energievorrat noch. 160 Kilometer hat das Granfondo  wieder gesammelt.

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Und am 19. Mai müssen nochmal das Granfondo und diesmal das neue De Rosa von Peter ran. Durch die Rapsfelder des Fläming. Durch einen heißen Tag mit über 30 Grad.

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Vorbei an echter Brandenburger „Platte“. P1080569

Und hin zur Weinschmiede in Fresdorf, wo uns der Sauvignon Blanc wunderbar schmeckt.P1080591.JPG

Und der Blick auf die alte Dorfeiche und die Dorflinde im Abendlicht zeigt uns wieder einmal: Brandenburg hat viel zu bieten für Körper und Sinne.fullsizeoutput_33f6