Rauf auf den Darß und rüber nach Rügen, Teil 3

Westwind, Stärke 4-5, aufklarend. So sieht die Wettersituation aus, als ich am Frühstückstisch sitze. Eine Sonnenetappe erwartet mich heute, eine Etappe zum Erinnern an frühere Urlaube hier, an die Wanderungen mit unserem Retriever, und jetzt zum Entdecken von Neuem, das es immer gibt, wenn man das Herz öffnet. „Aber die Augen sind blind, man muss mit dem Herzen suchen“, lässt Antoine de Saint-Exupéry bekanntlich seinen Kleinen Prinzen sagen.

Ich befreie mein Granfondo aus dem Hausmeisterbereich hinter der Hoteltiefgarage, den ich freimütig genutzt habe, weil das Dorint offensichtlich hauptsächlich an die Autourlauber denkt, weniger an das sichere Unterbringen von Fahrrädern. Ein klares Minus für dieses Hotel. Dreckverkrustet sind Innenlagerbereich, Bremsen und Hinterbau. Auf dem Deich werde ich das einfach abschütteln.

Eine Lustfahrt über den Darß, dann auf dem Ostseeradweg nach Stralsund und dann hinüber auf die Insel Rügen soll es werden. Die ersten Kilometer bleibe ich auf dem Deichweg, der hinüber nach Ahrenshoop führt. Die Steilküste weicht immer weiter zurück, Meter um Meter frisst das Meer den Strand weg. Vor zehn Jahren konnte ich noch laufen, wo jetzt die Abbruchkante verläuft.

In Ahrenshoop kann ich nicht widerstehen, beim wunderbaren Licht dieses Morgens ein paar Fotos aus der Postkartenperspektive zu schießen. Das Reetdachhaus und die Baumgruppe stehen sehr geübt dort, wo sie immer stehen.

Ich mache eine kleine Pause und sauge diesen Blick ganz tief in mich hinein. Dann schwinge ich mich gut gelaunt aufs Rad und fahre hinüber auf die Boddenseite des Künstlerdorfes, vorbei an der Schifferkirche und dem hohen Sendemast. Weit reicht heute der Blick bis nach Born, das ich nach 15 Minuten Rückenwindgleiten erreiche. Eine riesige Rinderherde steht auf einer genauso riesigen Weidefläche. Wasserbüffel als Schattenrisse vor einem kleinen Tümpel.

Auf dem Radweg hin nach Zingst kommen mir unzählige Radlergruppen entgegen. Die E-Bikes werden deutlich favorisiert. So verlieren die Kilometer und auch der Gegenwind den Schrecken. Ich blicke in lachende und zufriedene Gesichter. Als ich Kurs nach Barth und zur Meiningenbrücke setze, bin ich wieder allein auf den Wegen. Zum ersten Mal schaue ich mir die historische Hansestadt genauer an. Bei Brevets aus Berlin kommend, hatten wir es immer eilig, direkt zum Kontrollpunkt in Prerow zu kommen.

Es ist Markt in Barth, nur bin ich noch leidlich satt vom guten Frühstück, so lasse ich die Verkaufsstände links liegen. Nach Osten hin verlasse ich den Stadtkern und fahre weiter in das grüne Land. Die Touristen laufen auf dem Darß herum, hier jedenfalls ist kaum eine Menschenseele unterwegs. Weites Land.

Noch 20 Kilometer bis Stralsund, ich fahre bis an den Strelasund heran und nähere mich dem Stadtkern von Norden. Zwischen den Bäumen kann ich an der Abbruchkante hindurchschauen auf den weißen Strand. Die riesige Rügenbrücke kommt in Sicht, die Hafenspeicher türmen sich vor mir auf. Im Hafenrund wird es touristisch: Backfischstuben und -stände sind hier aufgereiht. Die Besucher stehen Schlange. Auf Anstehen und Einreihen habe ich keine Lust, so mache ich einen Zusatzbogen zur Gorch Fock 1 hin, die als Museumsschiff den Hafen verschönert. Es ist 14 Uhr, als ich unter der neuen Brücke hindurchquere und auf den alten Rügendamm einbiege.

Zwei Kilometer inseleinwärts dann der Imbiss der besonderen Art: Das Bistro „Reiter“ wirbt mit einer Angebotspalette vom Russischen Eis über Backfisch XL und Rauchwurst bis zum Apfelstrudel. Mein Hunger ist so mächtig, dass ich mich heranlocken lasse. Vor mir holt ein Insulaner gerade seinen vorbestellten Heilbutt ab, 10 kg bratpfannengroße Fische in einer Plastiktüte. Folgerichtig entscheide ich mich für eine Portion Backfisch mit Kartoffelspalten. Die Portion ist riesig und sehr schmackhaft.

Satt und zufrieden kurbele ich weiter in Richtung Putbus. Die Fahrt über die „Deutsche Alleenstraße“ eröffnet herrliche Ausblicke, der nicht vorhandene Radweg sorgt aber für ein leichtes Unwohlsein, denn hier sind reichlich Autos unterwegs.

Fürst Malte hat vor über 200 Jahren den Kern des Städtchens seinem Schloss angepasst, alles in Weiß gestrichen, alles im klassizistischen Stil gebaut. Im Laufe der ( DDR)Zeit ergraut und mittlerweile wieder herausgeputzt, steht das Ensemble als Gesamtdenkmal da. Heute lasse ich den Schlosspark einfach „rechts liegen“ und fahre weiter – hin nach Sellin und Baabe, wo endlich ein Radweg nach Alt-Reddevitz abzweigt. In den Sonnenuntergang hinein radle ich einsam gen Middelhagen, wo ich im Gasthof Linde übernachten werde.

Auf der Weide blöken die Rinder noch lange in die Nacht hinein, ich mache noch einen kleinen Rundgang an unserem ehemaligen Feriendomizil vorbei, und dann entdecke ich einen WEINKELLER! Auf Rügen! Das Ehepaar Geller hat 2016 nahe beim Gutshaus 1000 Rebstöcke gepflanzt, mit Sorten wie Ortega und Pinotin. Das Ergebnis der ersten Lese aus 2019 teste ich mit einem Glas Ortega, einem milden, doch aromenreichen weißen Wein. Sehr schmackhaft, ein echter, weil unerwarteter Genuss.

Beim nächsten Familien-Rügenurlaub ist der Weinkeller jedenfalls eine erste Adresse.

Im Gasthof Linde, dem ältesten der Insel, genieße ich noch ein Bier aus der eigenen Brauerei, dann sinke ich in die Federn.

Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne über Mönchgut und den Zickerbergen. Auf dem Weg nach Westen wird mir heute der Wind ins Gesicht blasen. Aber ich kann mir ja Zeit lassen. Bis zum Bahnhof in Greifswald sind es nur knapp 70 Kilometer, auch wenn ich alle Radwegumwege mitfahre.

Mein Granfondo war in der vergangenen Nacht der einzige Gast im Fahrradschuppen der Linde. Ich winke nochmal rüber zur alten Dorfschule und der Keramikwerkstatt, dann bin ich schon wieder on the road. In Alt-Reddevitz stürze ich mich die 13-% -Abfahrt hinunter, obwohl doch Absteigen befohlen ist.

In Moritzdorf hat der Fährmann nach der Urlaubssaison einen kleinen Außenborder am Boot in Betrieb genommen . „Im Sommer rudere ich aber immer“, versichert mir der Wettergegerbte. Von hier aus schwingt sich der Weg über die Hügel und immer wieder runter an die Wasserlinie. In Groß Stresow begegnet mir der Preußenkönig Wilhelm I. – in Form einer leicht ramponierten Statue.

Ursprünglich stand der Wilhelm auf einer hohen Säule, dann wurde er abtransportiert und sollte restauriert werden. Das ganze Projekt scheiterte mehrfach, Wilhelm wurde arg beschädigt. Arm ab, Bein ab, Hutkrempe zerdeppert. Der Arme!

Jetzt steht er einigermaßen sicher wieder ganz nahe der ursprünglichen Stelle. Wer die ganze Geschichte erfahren will, hier ist sie zu lesen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Preußensäulen

Über Putbus und Garz rolle ich wieder die Alleenstraße entlang, herrliche Linden und Eichen säumen den Weg.

In Glewitz wartet schon die Fähre, die mich hinüber bringt nach Stahlbrode. Drei Kilometer weiter westlich treffe ich wieder auf den Ostseeküstenradweg. Der verläuft nun parallel zur B 105 auf der ehemaligen Landstraßenallee. Das hört sich zunächst gut an, wenn diese Straße nicht gepflastert wäre – mit sogenanntem Kleinpflaster, das zwar nicht, den Rumpelfaktor betreffend, mit den dickeren „Katzenköpfen“ mithalten kann, aber arg unbequem zu fahren ist. Mit dem Mtb oder dickbereiftem Tourenrad mag das noch verträglich sein, mein Granfondo jedenfalls schüttelt sich unwillig.

Kleinpflaster-Radweg

Kurz vor Erreichen von Greifswald mache ich noch eine Biege hin zum Bodden. Einmal noch Wasser sehen. Die Wohnplätze heißen hier Leist 1, Leist 2, Leist 3. Sehr ideenreiche Namensgebung. So ähnlich wie Ausbau 1, … Dann wende ich mich für heute das letzte Mal der Hansekultur zu. Eine Runde durch Greifswald ist noch drin, bevor der R 3 um 14.39 Uhr in Richtung Berlin abfährt.

Nach 2 1/2 Stunden Bahnfahrt steige ich in Bernau aus und genieße die letzten 24 Kilometer der Etappenreise im strömenden Regen. Zu Hause wartet die beste Ehefrau von allen und vor allem eine heiße Dusche.

500 Kilometer Natur und Kultur. Es hat gut getan.

Als ich diese Zeilen schreibe, ist der Lockdown 2 beschlossen. Gutes Timing war das.

https://www.strava.com/activities/4236661765/embed/13597b3e9f9383a669b454c7b02cd463747fa52a

Demnächst folgt noch ein kleines Kompendium zur Ausrüstung und zur Packliste.

Rauf auf den Darß und rüber nach Rügen, Teil 2

Schön war es in Waren, ein Frühstück mit Bircher Müsli, Rührei und leckerem Brot ist eine gute Grundlage für eine voraussichtlich verregnete Etappe. Also lasse ich mir Zeit heute morgen. Sorgfältig packen, die Regensachen parat halten. Nochmal einen Blick auf wetteronline werfen. Die Vorhersage wird nicht besser, den ganzen Tag über zieht ein gewaltiges Regengebiet übers Land. Durchfahren, akzeptieren, positiv bleiben. Wie lautet doch ein weiser Spruch: “ Du sollst dich nur über Dinge ärgern, die du auch ändern kannst“.

Um 9.30 Uhr stehe ich im Radschuppen des Hotels – mein Granfondo hat die Nacht gut überstanden und wartet samt allen Anbauten fröhlich auf den Start.

Adieu Waren, auf geht es nach Norden. Entgegen meiner ursprünglichen Planung wähle ich die kürzeste Route in Richtung Ribnitz-Damgarten, entlang der B 108. Auf den ersten Kilometern gibt es einen begleitenden Radweg, da kann ich es mir so richtig gemütlich machen im Nieselregen. Doch bald muss ich rauf auf die Bundesstraße, der richtige Zeitpunkt, meine Rückleuchte von Lezyne in den Tageslicht-Blitzmodus zu stellen. Der ist geradezu fies hell – erfreulicherweise halten die Autos und LKW großen Abstand beim Überholen.

Alte Schmiede bei Burg Schlitz

So schöne Plätze wie die Burg Schlitz, das Schloss Schorssow und Ulrichshusen passiere ich heute ohne Umwege dorthin. Überall war ich schon, also kann ich mir die Sehenswürdigkeiten einfach vor mein geistiges Auge holen. Das spart Kilometer. Nur die ehemalige Schmiede von Burg Schlitz banne ich auf ein Foto, denn sie liegt günstig direkt am Straßenrand.

Regenjacke anziehen, ausziehen, Windjacke, Windjacke nass, shakedry an… so geht das munter über die nächsten Stunden. Zwischendurch wird es mal etwas heller, dann kommt der Segen wieder von oben.

Ich teste einige mehr oder weniger luxuriöse Wartehäuschen. So richtig gemütlich ist das nicht. Aber Hauptsache die Füße und die Hände bleiben warm. Ich passiere die bekannten Brevet-Kontrollorte Teterow und Tessin. Meistens kamen wir hier bei Sonnenaufgang oder auch etwas früher vorbei, wenn wir auf einem 600er Brevet unterwegs waren. Wie ist das doch beschaulich heute im Vergleich dazu. Fischland, den ersten Teil der Halbinsel, erreiche ich bei Dierhagen und kurbele mich dort zum Strand durch. Grau ist die Ostsee, nur die Wellenkämme setzen weiße Streifentupfer.

„Bonzen Raus“ lese ich unter dem kleinen Windrad kurz vor Wustrow. Ich fühle mich nicht angesprochen.

Wenige Minuten später stehe ich an der Seebrücke und schiebe mein Granfondo zwischen den Restaurants „Moby Dick“ und „Swantewitt“ hindurch. Wie oft habe ich hier schon gestanden.

Ich lasse die ersten Erinnerungen und Eindrücke erst mal wirken, dann gehe ich hinüber zum Dorint, wo ich ein Zimmer gebucht habe.

Herbsteszeit, Glühweinzeit. Gleich mache ich noch einen kleinen Dorfrundgang, dann gönne ich mir ein leckeres Mahl. Um 22 Uhr liege ich flach, erfreue mich an der Sonnentagvorhersage in wetteronline und schlafe wohlig und erwartungsvoll ein.

https://www.strava.com/activities/4236550734/embed/829c8926c6933f42caaff25850b2d950aa63a2ea

Morgen geht es rüber nach Rügen, bei Rückenwind und Sonnenschein.

Rauf auf den Darß und rüber nach Rügen, Teil 1

Körperschonend und komfortabel. Es soll keine Brevet-Fahrt werden, bei der man 600 oder gar 1000 Kilometer mehr oder weniger am Stück zurücklegt und sich dabei so richtig quält. Immer wieder befrage ich „wetteronline“ in den Tagen vor dem geplanten Start. Durchwachsen soll es werden in der Woche 43 des Jahres 2020. Fest steht, dass es eine Nordrunde mit Fischland-Darß und Rügen wird, und die erste Etappe soll mich nach Norden in Richtung Seenplatte führen. Corona treibt ihr Unwesen zwar auch im Norden, aber es gibt noch keine Hotspots, auch nicht annähernd. Und als Brandenburger darf ich auch noch in Pensionen und Hotels übernachten. Im Radkeller scharrt mein Titan-Granfondo schon unruhig mit den Pedalen. Die zwei Ortlieb-Gravel-Taschen schlucken Radklamotten und Zivilkleidung für die Abende. In der Oberrohrtasche verstaue ich meine Shakedry-Regenjacke und Neoprenfüßlinge – für alle Fälle. Drei dicke Schoko-Eiweißriegel stopfe ich noch hinein. An der Frontgabel habe ich meine neueste Errungenschaft, einen Ortlieb-Forkbag, befestigt. Hier finden Ersatzschläuche, CO2-Kartuschen und ein dickes ABUS-Schloss Platz. Elektronik, Kabel, Powerbank, iPhone, all das liegt vor Nässe geschützt in dem kleinen Frontbag von Topeak.

Am 20.10. rolle ich gegen neun Uhr nach einem ausgiebigen Frühstück los. Ein frischer Wind mit Stärke 3 bis 4 soll aus Südost blasen. Das passt trefflich für den Kurs hin zur Seenplatte und die schöne Stadt Waren am Müritzsee.

Nein, es ist kein Raps! Senfsaat blüht hier bei Liebenberg.

Zuerst geht es auf bekannten Pfaden an Oranienburg vorbei, dann am Voßkanal entlang, dann knicke ich ab nach Malz und nach Liebenberg. Der hilfreich schiebende Wind macht es leicht, in einen schönen Rhythmus ohne Anstrengung zu finden. Kleine Ortschaften, sanfte Landschaftswellen – kurz vor Gransee werden vor einer Hofeinfahrt dicke rote, gelbe und grüne Kürbisse feil geboten.

Gransee liegt verschlafen da. Wo sind die Menschen? Neben dem Ruppiner Tor führt der Weg durch das sogenannte Waldemartor, das nach der vom Kurfürsten verordneten Vermauerung des Haupttors angebaut werden musste. Hier die Geschichte dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Waldemartor

Von Gransee aus führt der Stechlinsee-Radweg auf der historischen Bahntrasse über 10 Kilometer herrlich ausgebaut bis nach Schulzendorf. Ein Gedenkstein und eine bunte Darstellung des Geschehens vom August des Jahres 1316 erinnern an die Schlacht bei Gransee zwischen den Brandenburgern und den Mecklenburgern.

https://www.svz.de/regionales/mecklenburg-vorpommern/mecklenburg-magazin/vor-700-jahren-die-schlacht-bei-gransee-id15583436.html

In Schulzendorf, vor der ARCHE-Kinderranch, rollen auch Köpfe und fließt auch Blut, allerdings hier in einer aufwändigen Installation zu Halloween:

Rheinsberg ist die nächste historische Station am Radweg. Kronprinz Friedrich, der bis 1740 hier seine „glücklichste Zeit“ verbrachte, bis er dann die Nachfolge seines strengen Vaters antrat und nach Berlin umziehen musste, begrüßt die Besucher . Friedrich der Große, wie er genannt wird, sollte nie wieder die Stätte seiner unbeschwerten Jugendzeit besuchen.

Weiter rolle ich auf dem alten Bahndamm-Radweg, der durch herrliche Laubwälder führt. Eichen, Buchen, Linden – starke Bäume atmen CO2 ein und Sauerstoff aus. Waldbaden ist gesund für Körper und Seele.

Der Wald duftet herbstlich, nasses Moos, Pilze, Harzgeruch. Aber Waldbaden macht auch hungrig. So lege ich in Rheinsberg beim Bäcker Läge einen Stopp ein und stärke mich mit Milchkaffee und Apfelkuchen.

Die Bahnlinie, die ursprünglich bis Zempow führte, wurde übrigens nach 1945 im Rahmen von Reparationsleistungen abgebaut. Heute kann ich mich als Spätfolge über den glatten, hügelfreien Radweg freuen. Zempow, Sewekow, Karbow, bald bin ich am Meer. Nein, nicht an der Ostsee, aber am größten Binnensee des deutschen Landes, dem Müritzsee. In Röbel mache ich einen Erkundungsgang um die mächtige Backsteinkirche St. Marien, die auf einem kleinen Hügel thront.

Ein paar Meter weiter stehe ich an der Hafenmole vom Stadthafen Röbel. Am Müritzstrand liegt Kunst in Form von zwei Holzfiguren, die genießend auf das Wasser schauen.

Auf dem Weg nach Waren lasse ich mich auf den Müritz-Rundweg ein, der durch die Wälder, am Wasser entlang, Hügel rauf und runter, über Schotter und durch Sand führt. Aber schön ist er!

Aus dieser Perspektive ist das Ostufer des großen Sees nicht zu sehen. Nur die Bäume sind ab mittlerer Höhe zu ahnen. Die „Wölbungshöhe“ der Erdkrümmung macht auf über 10 Kilometern von Ufer zu Ufer ca. 3 Meter aus. Und da schaut meine Kamera nicht drüber, sondern folgerichtig nur auf und hauptsächlich in das Wasser. Noch ein paar Bögen, dann kommt das Schloss Klink in Sicht. Ich wähne mich an der Loire und nicht am Müritzsee.

Schloss Klink

Die sehr wohlhabende Familie Schnitzler ließ das Herrenhaus von den Architekten Grisebach und Dinklage im Stil der Neorenaissance entwerfen und innerhalb von weniger als drei Jahren errichten. Arthur Schnitzler konnte samt Familie im Jahre 1900 einziehen. Auch für eine große Familie reichlich Platz zum Wohnen und Sein. Zumal auch noch 1150 ha Land samt Dörfern der Umgebung zugekauft wurden. Protz und Prunk. Sogar ein Mausoleum im Stile eines antiken Tempels ließ die Familie aufwändig am Steilufer der Müritz bauen. Schließlich brauchte man auch für die Verblichenen und noch Verbleichenden eine adäquate Ruhestätte. Die ist allerdings 1976 im Auftrag der Gemeinde Klink vom Autobahnkombinat Rostock gesprengt worden. Ein Mausoleum sprengen?! Ich mag mir das gar nicht vorstellen.

Weiter führt der Weg am See entlang – zur Linken ein kleiner Park mit einer aufragenden Skulptur. Auf einem Sockel aus Stahlbeton wirbelt ein Athlet eine Frau und ein Kind durch die Lüfte. Wer hat das denn geschaffen, und wann? So intensiv ich auch google, ich finde partout nichts über dieses Kunstwerk.

Dann mache ich wieder einmal mit Kamerun Bekanntschaft, diesmal in Form eines Campingareals am See mit diesem Namen. Sogar eine Nationalflagge hat der Betreiber gehisst.

Beim Einbiegen zum Strand hin fängt ein riesiger Schiffspropeller meine Aufmerksamkeit. Die hier ansässige Metallguss GmbH fertigt die größten Antriebsschrauben weltweit! Wer hätte das gedacht!

Waren kommt in Sicht. Ein schön anzuschauendes Städtchen mit historischem Flair. Eigentlich ganz untypisch für diese Region. Ansteigende Gassen, historische Häuser, einladende Gastlichkeit.

Am Yachthafen steht die Skulptur „Der verlorene Sohn“ von Stefan Voigtländer. Zur späten Nachmittagsstunde halte ich mich hier nicht lange auf, obwohl das Ambiente einladend ist. Zuerst kurve ich hinüber zum Tiefwarensee und dem gleichnamigen Hotel, in dem ich ein komfortables Zimmer beziehe. Duschen, frischmachen und dann wieder hinüber in die Altstadt. Es hat angefangen zu regnen. Alle Menschen, die ich vorher in den Gassen gesehen hatte, scheinen die wenigen „Corona-Plätze“ in den Restaurants reserviert zu haben. So bin ich froh, bei einem netten Italiener noch eine Pizza und ein Viertel Rotwein zu bekommen. Um 22 Uhr liege ich im Bett, schaue noch die Nachrichten und schlummere hinweg.

Bis Waren waren es 153 Kilometer. Morgen kommt Etappe 2 – hin zum Darß

https://www.strava.com/activities/4236534568/embed/a26d2ea22bde6d7912067369c307def410505f15