Farbenrausch
In den vergangenen Tagen war es kalt, war es windig, aber der Himmel leuchtete BLAU. Die Fotos will ich ohne Geschichte drumherum einfach zeigen. Gute-Laune-Fotos.
Einfach nur zum Anschauen























Farbenrausch
In den vergangenen Tagen war es kalt, war es windig, aber der Himmel leuchtete BLAU. Die Fotos will ich ohne Geschichte drumherum einfach zeigen. Gute-Laune-Fotos.
Einfach nur zum Anschauen
Saatengrün, Veilchenduft, Lerchenwirbel, Amselschlag, Sonnenregen, linde Luft! Wenn ich solche Worte singe, braucht es dann noch große Dinge, Dich zu preisen, Frühlingstag!
Ludwig Uhland, Lob des Frühlings
Montag, 7. März. Heute zieht es mich hinaus in den blauen Morgen, Waldluft tanken, die ersten Blumen entdecken, den kommenden Frühling riechen. Zuerst nach Osten über Schönwalde nach Bernau, dann nach Lobetal.
Eine meiner Lieblingsstrecken. Vor über 100 Jahren gründete der Bielefelder Pastor Bodelschwingh im Geiste der Bethel- Stiftung den Verein „Hoffnungsthal e.V. , der dann die Arbeiterkolonien „Hoffnungstal“ und „Lobetal“ errichtete. In der Ansiedlung ist die Stiftung allgegenwärtig. In historischen Gebäuden und auch neu entstandenen Wohnkomplexen für Benachteiligte und behinderte Menschen. Höchst beeindruckend. Schon im Jahr 2000 entstand im Rahmen der Stiftung die „Ukraine Hilfe Lobetal“. Heute fahre ich hier vorbei, um zu erfahren, welche Spenden noch benötigt werden.
Große und kleine Unternehmen stellen für den Transport ihre Fahrzeuge samt Fahrer zur Verfügung. Hier zu sehen ein riesiger Sattelschlepper, der in normalen Zeiten Lautsprecher, Bühnen und Equipment für Großveranstaltungen transportiert. Helfen macht gute Laune. Alle Menschen, die ich sehe, sind guten Mutes und packen an. Schön und anspornend, das zu erleben.
Durch Lobetal führt der Radweg Berlin-Usedom nach Norden, hin nach Biesenthal mit seiner „Jubiläumseiche“ auf dem kleinen Marktplatz vor dem Rathaus. Im Jahr 1886 wurde der heute 25 Meter hohe Baum zu Ehren des späteren Kaisers Wilhelm I. gepflanzt. Gewürdigt werde der 25. Jahrestag des Regierungsantritts des hier noch ungekrönten Prinzen von Preußen mit dem Namen Wilhelm Friedrich Ludwig (1797-1888) am 2. Januar 1861 – es ist der spätere deutsche Kaiser Wilhelm I. Zu lesen auf der Infotafel am Stamm.
Nach ein paar Metern auf der Hauptstraße biegt der Weg nach rechts ab, hinunter zum Kaiser-Friedrich-Turm auf dem Schlossberg. Wo ist hier denn ein Schloss? Es gibt keins zu sehen, es gab hier nie ein Schloss. In Zeiten des Mittelalters soll hier einmal eine Burg der Askanier gestanden haben. Die Reste angeblicher Grundmauern wittern vor sich hin.
Der Weg führt hin zur alten Wehrmühle, die der Gründer und Unternehmer Michael Hecken, der nicht nur Fahrräder baut, zu einem Kreativort gestaltet hat. Die alte Mühle wurde von dem Flüsschen Finow, das ganz nah von hier aus einem kleinen Waldsee entspringt, angetrieben. Das alte Mühlrad dreht sich wieder. “ Eine holprige Idylle in der Talrinne des Finow-Flusses“, viel mehr schreibt Fontane nicht über Biesenthal. Etwas ungerecht, wie ich meine. Aber auch irgendwie treffend.
Der Radweg umkurvt die künstlerisch restaurierte Villa und führt einen Hügel hinauf. Runterschalten und raus aus dem Sattel. Doch, Stop! Raus aus dem Pedal – am Hang winken frisch erblühte Schneeglöckchen und bitten mich um ein Foto. Aber gerne doch.
Der noch feuchte Boden strömt Frühlingsdüfte aus. Genießend verweile ich einige Minuten, ehe ich wieder aufsteige und kurz danach auf die Wiesen der Barnim-Hochfläche schaue. Wo der Radweg wieder im Wald verschwindet, steht ein knallroter Rettungshubschrauber auf der Weide, zwei Polizeiautos, dahinter ein Notarztwagen. Ich steige ab, schaue gar nicht hin und werde an einem am Boden liegenden Rad vorbeigeführt. Offensichtlich war hier auf leicht feuchtem Untergrund und abschüssiger Straße ein Radler gestürzt. Die Tatsache, dass der Hubschrauber doch nicht zum Einsatz kam, lässt mich hoffen, dass es bei weniger kritischen Verletzungen geblieben ist.
Kiefern, Buchen, Eichen – der Weg führt nach Norden durch einen herrlichen Wald. Spechte klopfen, Kranichrufe schallen aus den Finowwiesen herauf. Die immer häufiger werdenden Wurzelaufbrüche rütteln mich ordentlich durch und mahnen zu vorsichtigem Fahren. Beim Schleusengraf, wo gerade Tische und Stühle herausgestellt werden, biege ich nach Westen ab und folge dem Finowkanal. Einigen der alten Schwarzpappeln haben die Stürme der vergangenen Tage den Garaus gemacht. Der Weg ist freigeräumt. Als ich an der Schleuse Leesenbrück ankomme, lockt mich der Rastplatz zu einer kleinen Pause. Heute ist schließlich gemütliches, schauendes Fahren mein Motto.
Die Schleuse, wie sie heute zu sehen ist, wurde im Jahre 1878 gebaut, im Finowmaß, Schleusenkammer 41,25 m lang; 9,50 m breit, Ober- und Untertor: jeweils 5,25 m breit. Hub: 2,50 m. Und das Ganze wird von jeher handbetrieben. Kurbeln ist beim Schleusen die Devise.
In Ruhlsdorf, kurz vor Zerpenschleuse kreuzt der Finowkanal den neueren Oder-Havel-Kanal. Passend zu dieser Erkenntnis tuckert der Lastkahn „Island“ am samt Marina neu entstandenen Hafendorf vorbei. Ich fühle mich weit nach Norden versetzt.
Westlich von der Zerpenschleuse beginnt der „Lange Trödel“. Die Bezeichnung Trödel ist vom Begriff Treideln – ziehen, abgeleitet. Über Jahrhunderte wurden die Lastkähne von Treidelpferden auf den Treidelpfaden gezogen. Heute tummeln sich hier Wanderer und Radler. Der 10 Kilometer lange Kanalabschnitt von Zerpenschleuse bis Liebenwalde ist reserviert für die langsamen Wassergefährte wie Tretboote, Ruderboote und kleine Motorboote. Der lange Trödel wirkt wie ein verwunschenes Erbe aus vergangener Zeit. Zerpenschleuse hat seine Ursprünge in einer Glashütte und einer Spinnerei. Kolonisten wurden hier schon vor Inbetriebnahme des Kanals angesiedelt. Am langen Trödel stehen aufgereiht die alten, meist sorgfältig restaurierten, Jahrhunderte alten Häuser. Es gibt einen Kanuverleih, das Eiscafé „Eisschleuse“, und am westlichen Ende der Ansiedlung das Antiquitäten-Café „Emma Emmelie“ von Ines Schweighöfer als Highlight. Ab 30.3. wieder geöffnet.
In wenigen Wochen werden sich hier Ausflugsgäste tummeln und wohlfühlen. Ich fahre weiter durch den Wald nach Liebenwalde. Dort, im Hafen-Bistro können sich Genussradler wieder stärken. Ich bleibe auf meinem Domane und setze Kurs nach Süden, Richtung Berlin.
Zwei Kilometer weiter kreuze ich abermals den Oder-Havel-Kanal, wo der Lastkahn Franada gerade unter der alten Bahnbrücke durchgleitet.
Nachdem mich der Radweg Berlin-Usedom von Bernau aus nach Norden geführt hatte, rolle ich jetzt auf der Trasse Berlin-Kopenhagen in die Havelniederung, vorbei am Örtchen Bernöwe, hin zum Grabowsee mit seiner verfallenen ehemaligen Lungenheilstätte, die seit Jahren auf eine neue Nutzung durch „Kids-Globe“ wartet. Ein potenter Investfor fehlt dem Menschen mit der so sozial klingenden Idee. Und nachdem jetzt der Eigentümer der Liegenschaft statt bisher 10 Millionen jetzt gar 20 Millionen Euro für die Ruinen haben möchte, wird eine Realisierung des Projekts immer unwahrscheinlicher. Bis heute weist nur ein durchscheinendes Transparent und eine Infotafel mit einem zitierten Brief an Bill Gates als gewünschtem großzügigen Spender hin.
Nocheinmal 40 bis 50 Millionen Euro würden allein für den Aufbau der Gebäude fällig. Ob da der gute Bill zuschlägt? Respekt jedenfalls gebührt dem Ideengeber Bernhard Hanke. Sicher wird mich mein Weg noch öfter hier vorbeiführen in den nächsten Monaten. Kids Globe oder doch irgendwann Wohnanlage für Wohlhabende Städter?
Um 17 Uhr bin ich wieder daheim. Sonnensatt. Zufrieden
Und hier die 100 km Runde zur Orientierung
[sgpx gpx=“/wp-content/uploads/gpx/Zum_Alten_Tr_del.gpx“] 12.3.2022 16:32:05 392.2 KiB