Zur Kaisereiche, einem Armen Poeten und dann durch die Kremmener Altstadt.
Als ich vor fünf Jahren einen runden Geburtstag feiern konnte, habe ich mich mit einem Top-Renn E-Bike beschenkt. Teuer, aber mit 14 kg für ein solches Rad ein Leichtgewicht. Als E-Bike auf den ersten Blick kaum zu erkennen, so gut sind Motoreinheit und Akku von Fazua in den Carbonrahmen integriert.
Wo ist jetzt der Haken? Warum bin ich bis dato so relativ wenige Kilometer mit diesem Hightechgerät gefahren? An Handling, Wendigkeit, Reichweite und Antriebscharakteristik liegt es jedenfalls nicht. Ich habe nur gemerkt, dass ich immer noch viel lieber mit meiner eigenen Power unterwegs bin. Irgendwann wird die Stunde des Trek Domane+ schlagen. Wenn ich darüber die 80 erreichen sollte, werde ich mich nicht beschweren.
Heute nehme ich den Drivepack raus, ersetze ihn durch ein Leerrohr, das es als Zubehör gibt, und habe nun ein Biobike , das mit 12 Kilo recht wendig und agil ist.
Es ist schon fast Mittag, als ich mit Kurs Nord starte, also wird es eine kleine Genussrunde. Erstes Ziel ist die Kaisereiche, die nur drei Kilometer entfernt am Waldrand bei Bergfelde steht. Ein wahres Baum-Monument!





Über 27 Meter hoch ist der Riese, und in zwei Meter Höhe habe ich zuletzt einen Stammumfang von 8 Metern gemessen. So resultiert daraus, selbst wenn man annimmt, dass diese Stieleiche hier schnellwüchsig ist, ein Alter von mindestens 500 Jahren!
Die Kaisereiche hat fast ihr gesamtes Blätterkleid abgeworfen und zeigt so ihre Wuchsform als mächtige Silhouette vor der Herbstsonne. Ich lege wie immer, wenn ich sie hier besuche, meine Hand auf die geradezu gebirgige Borke. Warm fühlt sich das an, wohlig, Kraft spendend. Danke, Kaisereiche!
Weiter rolle ich gen Oranienburg, am Kanal entlang, und biege nach Passieren der ehemaligen Einfliegehalle des Heinkel-Werksflugplatzes nach Westen ab, hin nach Germendorf.

Eine Viertelstunde später erreiche ich den Tierpark und direkt gegenüber die „Galerie zum Armen Poet`“

Seit Jahren zeigt sich das Anwesen, in dem wohl ein Kunstatelier steckt, in eher mäßigem Zustand. Aber ein Blickfang ist es allemal.

Ich setze Kurs Richtung Kremmen. Geradeaus durch den leuchtenden Laubwald bis Sommerswalde, wo seit 2012 engagierte Buddhisten dem alten, etwas angegammelten Schloss und Gutshaus wieder neues Leben eingehaucht haben. Im „Tharpaland“ kann man Meditationskurse und Retreats buchen.



Von Sommerswalde führt ein herrlicher Radweg durch einen wahren Wunderwald nach Kremmen, wo ich mir endlich einmal für die Altstadt Zeit nehmen will. Immer bin ich hier nur durchgerollt, ohne die Schönheit des Areals wahrzunehmen.











Es lohnt sich, kreuz und quer durch die Altstadt zu kurven. Das Rathaus, die Stadtbibliothek, eine „Conditorei und Bäckerei“ , davor eine wunderbar blaue Schwalbe ( Moped)
Dann als Kleinod ein Café mit Innenhof und Kranichkunst im Durchgang. Ich sauge die Eindrücke in mich auf und rolle nach Süden durch das Scheunenviertel hinaus auf die weiten Felder, hin nach Groß-Ziethen.





Ein weites Land mit langen Alleen und schönen Gutshäusern. Bald erreiche ich Schwante, wo ich beim Bäcker Plentz auf der Sonnenterrasse einen köstlichen geflochtenen Stutenzopf verspeise.
Über Eichstädt, Marwitz und Hennigsdorf kurbele ich heim, wo ich naturerfüllt im letzten Büchsenlicht ankomme.
