Mein Granfondo und ich haben in der Pension Burkhardt bestens geschlummert. Das Bächlein Triebisch gluckerte beruhigend in seinem schmalen Bett unter dem Fenster. Um acht Uhr sende ich einen Abschiedsgruß hoch zu der sich in der Morgensonne wärmenden Albrechtsburg.

Ich bleibe zunächst auf dem linkselbischen Radweg, weil ich den noch nicht gut kenne. So früh am Morgen ist noch nichts los auf der sonst vielfrequentierten Reiseroute. Die Elbe fließt behäbig im breiten Bett dahin. Bald schaue ich auf zum Schloss Hirschstein, dessen Bausubstanz ursprünglich aus dem 12 Jhd. datiert. Seine heutige prächtige Erscheinung bekam es aber erst, nachdem 1892 der Glauchauer Tuchfabrikant Leuschner es seiner Tochter Marie-Louise zur Hochzeit schenkte und es aufwändig neu gestalten ließ.


Oben thront das Schloss, unten an der Elbe weiden glückliche Rinder. Die Großen stillen den Durst mit Elbwasser, ein Kälbchen zieht die Muttermilch vor. Noch zehn Kilometer sind es bis Riesa. Der Weg führt im Zickzack durch die Elbaue, bis er eine wunderschöne Lindenallee erreicht, die sich auf etwa zwei Kilometern am Elbufer bis zur Stadt erstreckt.

Den Kontrapunkt zur Lindenallee setzt auf der Ostseite der Elbe die riesige Kulisse des Wacker-Chemiewerkes Nünchritz.

Die Sportstadt Riesa hat über die vergangenen Jahrzehnte viele namhafte Sportgrößen hervorgebracht; Sportplätze, Sporthallen, Schwimmhallen sind eindeutig in der Überzahl im Vergleich zur historischen Bausubstanz. Die Sportler wird es freuen. Ich rolle weiter nach Norden an der Elbe entlang.
Als ich das Städtchen Strehla mit seiner Schlossanlage passiert habe, steigt auf der anderen Elbseite bei Mühlberg eine dicke Rauchsäule in den Himmel. Sie wird von Minute zu Minute immer breiter und höher. Offensichtlich ist ein Großfeuer ausgebrochen. Als ich bei Mühlberg über die Elbbrücke auf die Ostseite wechsle, hat sich der Himmel schon rotgelb gefärbt.

Die neuesten Nachrichten berichten über einen gewaltigen Brandherd in der Gohrischheide. Bei Falkenberg/Elster sieht es bei der kleinen Schloßanlage Martinskirchen fast so aus, als ob das Feuer im nahgelegenen Wald loderte . Bedrohlich wirkt die Szenerie.


Erst 20 Kilometer weiter im Norden, bei Herzberg, zeigt sich der Himmel wieder im ursprünglichen Blau. Feuerwehren und Katastrophenschutzfahrzeuge kommen mir auf dem Weg zur Feuersbrunst entgegen. Der Brand scheint offensichtlich größere Dimensionen zu haben. Ich radle an der Schwarzen Elster entlang, auf dem Radweg und den Nebenwegen. Was zur Folge hat, dass ich keine Bäckerei, keine Tanke, kein Lebensmittelgeschäft anzapfen kann, um meinem quälenden Durst mit geeigneten Getränken beizukommen. Mittlerweile zeigt das Thermometer 32 Grad, es wird ungemütlich mit geleerten Trinkflaschen.





Nachdem sich dieses München als Ort mit 16 Einwohnern entpuppt, wo zwar tatsächlich schon mal ein Oktoberfest gefeiert wurde mit viel Bier und vielen Menschen, hilft mir diese Information wenig. Heute gibt es hier weder Bier noch Mineralwasser. Einfach Garnüscht! Im verlassen da liegenden Bernsdorf zeigt sich keine Menschenseele in den Vorgärten oder gar auf der Straße. Ich erinnere mich daran, dass auf allen einigermaßen gepflegten Friedhöfen Trinkwasser gezapft werden kann. Die Wasserarmatur sieht solide und sauber aus und so komme ich zum Schluss, dass hier normales Leitungswasser fließt. Also Wasser laufen lassen, bis es schön kalt ist, und dann die Flaschen bis zum Rand füllen.
In Wiepersdorf genieße ich den kühlen Schatten im Schlosspark neben der Grabanlage der Arnims; mein Granfondo darf sich an einer Apollo-Statue ausruhen. Kein Mensch ist hier zu sehen oder zu hören.

Von hier an kann ich den glatten Asphalt des Fläming-Skate genießen. Es rollt gut über die sanften Wellen des Niederen Fläming bis Luckenwalde. Knapp 160 Kilometer weist mein Garmin aus. Genug für heute, für den letzten Tag meiner Etappentour an Oder, Neiße und Elbe. Ich steige in den Zug und bin eine Stunde später zurück in der großen Stadt. Vier Tage, 600 Kilometer: viel Natur, Neues und Altes, nette Menschen, den Körper gespürt, dem Geist Nahrung gegeben. Es lohnt sich immer, mit dem Rad durchs Land zu streifen.
Wie sagte doch der große Albert Einstein so treffend: „Das Leben ist wie Fahrrad fahren, um die Balance zu halten musst du in Bewegung bleiben.“
Es gibt noch eine Datenbank für Trinkwasserquellen: watersupply.at
Die dazugehörige App gibt’s für Android leider nicht mehr, aber mit den neumodischen Handys gehts auch…
Genau Rüdiger, in jedem Landstrich gibt es „so ne und so ne Mitmenschen. Freundliche, blöde, hilfsbereite und ablehnende. Die Kunst ist es, die richtigen zu treffen.
Ich habe „Trinkwasser unterwegs“ in App-Form wieder gelöscht, weil unbrauchbar. Die Website gleichen Namens (http) ist, warum auch immer, deutlich besser bzw. hat eine weit umfangreichere Datenbasis. Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass eine nette Nachfrage nach der Möglichkeit, die Trinkflasche zu füllen eigentlich immer positiv beantwortet wird und ein paar interessante Mitbürger trifft man dabei manchmal auch ;-)..
Mit, äh, einer Ausnahme in Sachsen-Anhalt: Der Brockenwirt wollte pro mit stino Leitungswasser gefüllter Flasche einen Euro haben. Im Imbiss neben dem Bahnhof war das kein Problem. Nun ja, in diesem Bundesland gibt es nicht nur auf dem Brocken sehr ungewöhnliche und vor allem unerprobte Methoden, seine Gäste zum Wiederkommen zu animieren…
und bald werdet ihr hier schöne Runden drehen. Ganz sicher!
Schöne Berichte und tolle Fotos Dietmar.
Vier Tage und 600 Kilometer. Alle Achtung.
Toller Bericht, Dietmar!
Wie immer halt.
Grüße aus Trier,
Uwe.
Hallo Rüdiger, danke für den Hinweis zur Trinkwasser-App. Die ist hilfreich, allerdings auch hauptsächlich in größeren Orten, wo auf öffentlichen Plätzen Trinkwasserspender aufgestellt sind. Für das deutsche Hinterland wird man sich auf die eigene Spürnase verlassen müssen, oder wie ich bei Görlitz einfach eine Frau im Garten um ne Wasserspende bitten. 😁🙋♂️
Nachtrag: „Trinkwasser unterwegs“ heisst die App. Gibt aber inzwischen noch weitere Programme dieser Art…
Übrigens: „Brandstiftungen während der Löscharbeiten: Die Ermittlungen zu den Brandstiftungen im Juni In der Gohrischheide laufen bereits. Unbekannte Täter sollen am 23. Juni an mindestens vier Stellen im Landschaftsschutzgebiet Heide- und Forstflächen in Brand gesetzt haben. Polizei und Staatsanwaltschaft Dresden teilten am Freitag mit, dass selbst während der Löscharbeiten zwei weitere Brände gelegt wurden.“ (Quelle: MDR)
Sehr schöne „Lokalrunde“. Das Trinkwasser kann in dünnbesiedelten Landstrichen in Mittel- und Nordostdeutschland tatsächlich zum echten Problem werden, wie ich neulich auch feststellen musste. Es gibt eine App für Smartphones, in der Trinkwasserquellen eingetragen bzw. ausgelesen werden können – mir fällt allerdings gerade der Name nicht ein.
Weiterhin immer gute Fahrt!
RM