„Jakarta meets Berlin“, so nennt sich das „Mural“ in der Heidestraße. Hier ist in den vergangenen Jahren die sogenannte Europacity hochgezogen worden. Ein teures Büro- und Wohnviertel auf dem ehemaligen Gelände des Verschiebebahnhofs, an dem ich 15 Jahre lang auf dem Weg ins Büro vorbeigefahren bin. Viel Beton, wenig Grün, viel Einfalt, wenig Vielfalt. Zumindest in der Architektur. Hier haben sich die Investoren so richtig austoben dürfen. Ein Städteplaner aus Kopenhagen, der das Gelände kürzlich besichtigte, zeigte sich bestürzt. Er hatte die blumigen Ankündigungen vor Baubeginn gelesen und stand nun ungläubig vor soviel Gleichförmigkeit. Wegfall Ideen.
Genauso wie auf den Dänen wirkt das neue Viertel auf mich. Schöne Lage, was hätte hier alles entstehen können. Bezahlbarer Wohnraum ist es jedenfalls nicht geworden. 2 Mio Euro für 113 Quadratmeter wunderbares Wohnen. Ein echtes Schnäppchen für junge Familien!



Zwischen Beton und Glas führt der Weg am Kanal entlang, an der Rückseite des Hamburger Bahnhofs – „Nationalgalerie der Gegenwart“ benannt. Hinter soviel neuen Mauern sieht das Museum viel kleiner aus als vorher . Am Hauptbahnhof vorbei, an der Charité vorbei, am Futurium vorbei, dann durch die „Schönste Shopping Mall“ Berlins mit Durchblick zum Bundesratsgebäude.


Jetzt nach links, schon stehe ich vor dem Bundesfinanzministerium am Platz des Volksaufstandes von 1953. Wieder einmal zieht mich das Wandgemälde „Aufbau der Republik“ von Max Lingner in den Säulengang am Detlev Rohwedder-Bau. Heroisch sind hier Handwerker, Bauarbeiter, Pioniere und ganze FDJ-Klassen auf Meißner-Fliesen gemalt. Und ein Jahr später gingen die Menschen auf die Straße, um gegen die frische Republik zu demonstrieren. Und wurden blutig niedergeschlagen.
Im Gebäude des ehemaligen Luftfahrtministeriums, dem damals – mit über 2000 Räumen größten Bürogebäude Berlins, residiert heute der Bundesfinanzminister. Der ursprüngliche Empfangsbereich hinterm Tor ist eine Baustelle. Die Türen sind mit Holzplatten verrammelt. Fehlt hier Geld oder fehlen die Handwerker?



Ich wechsle auf die gegenüberliegende Seite der Wilhelmstraße und schiebe mein Taurine in den illustren Durchgang zur Mauerstraße neben dem Museum für Kommunikation.

Dann quere ich die Mauerstraße, und schon stehe ich auf dem Bethlehem-Kirchplatz mit seiner mächtigen Stahlskulptur. Daneben der sogenannte „Houseball“ von Claes Oldenburg, der an die böhmischen, protestantischen Glaubensflüchtlinge erinnert, für die auch die im zweiten Weltkrieg zerbombte Bethlehemskirche im Jahr 1735 errichtet worden war.


Nur 100 Meter sind es bis zum Checkpoint Charlie, dem ehemaligen Übergang vom Amerikanischen zum Sowjetischen Sektor.






An der Wand des Checkpoint-Museums hängt „die letzte Kreml-Fahne“. Seit Beginn des Ukraine-Krieges haben diese Symbole eine aktuelle, ganz neue Bedeutung bekommen.
Nachdenklich geworden steige ich wieder auf mein Taurine und folge dem Hinweisschild zum Jüdischen Museum.




Am Moses-Mendelssohn-Platz residiert seit neuestem der Radanbieter ROSE-Bikes.
Vor der Michael Blumenthal Akademie patrouilliert ein Polizist, der sich frierend die Hände reibt. Ich komme mit ihm ins Gespräch und erfahre, dass er seinen Job hier seit über zehn Jahren macht. Ende des Jahres geht er in Rente. Das hört sich gleichsam erleichtert und melancholisch an. Wir wünschen uns „Gute Gesundheit in Zukunft“ und verabschieden uns voneinander.
Weiter führt mich mein Weg Richtung Mehring-Platz, wo besonders eindrucksvolle „Mural-Art“ zu sehen ist. Hier habe ich locker und ungeordnet meine Fotos zur Galerie zusammengestellt.













Allen, die sich für diese Art von Kunst interessieren, kann ich nur das Quartier rund um den Mehringplatz wärmstens für eine Besichtigungstour empfehlen.
Schluss für heute!
Oder doch noch nicht: Bei der Heimfahrt mache ich noch einen Bogen durch den Volkspark Rehberge und erde mich mit den zwei nackten Ringern vom Bildhauer Fritz Haverkamp aus dem Jahr 1906.

O Tempora, alter Berliner👍 ich grüße Dich
Superlike für das letzte Bild. 4 Jahre lang traf ich mich an dieser Skulptur zum Wochenendkick mit Freunden in den Rehbergen. 3 bis 4 Mannschaften hatten auf dem Acker parallel Platz . Im September vernastalteten wir das jahresturnier . . .Es war vor allem im sommer eine wunderbare Stimmung. Das damals noch beständige Lokal rundete die partien ab. O tempora.