Der Wind soll heute mit Stärke 4 aus West blasen. Schon beim Weg zum Restaurant geben uns die Böen im Park zwischen den Hotelgebäuden einen kleinen Eindruck von dem, was uns heute erwartet. Beim Frühstück zeigen sich die Randonneure ebenso faul wie findig: Wir wollen zunächst dem Wind bis Sa Pobla die Stirn bieten, dann aber in die Inselbahn nach Palma einsteigen. Ein guter Plan! Denn so können wir vom Ballermann aus mit Seiten- und dann Rückenwind wieder nach Hause ballern.
Für 4,10 € bringt uns die Bahn mitten in die Inselhauptstadt, Fahrräder fahren kostenfrei mit. Das wäre doch mal eine nette Idee für die Deutsche Bahn.
Die Palmen werden vom Wind ordentlich durchgerüttelt. Wir rollen zuerst nach Süden an der Strandpromenade entlang – hart am Wind. Dann über die sanft ansteigenden Wellen nach Llucmajor hinüber. Vorbei am eindrucksvoll gestalteten Hilton Hotel in Sa Torre.

Von Sa Torre aus rauschen wir über die leicht hügelige Landschaft bis Llucmajor. Von dort führt uns Ingo über einen herrlichen Nebenweg nach Algaida. Ein paar kleine Höhenmeter sind bis hierher zu überwinden – ideal, denn so bleiben wir warm, kommen aber nicht ins Schwitzen. Im urigen Café D Es Poble bekommen wir köstliche Olivenbrote mit Schinken – Pa amb Oli, serviert. Die Rentner des Dorfes sind wahrscheinlich hier komplett versammelt, um Karten zu spielen, was das Zeug hält.
Gestärkt und wohlig entspannt steigen wir wieder auf die Räder. Sineu ist der nächste Stopp. Peter hat mir schon bei der Anfahrt von der Radrennbahn erzählt, und so biegen wir am westlichen Ortsrand ab zum Velodromo del Tirador.“Die Piste mit den Steilwandkurven wurde 1903 eingeweiht, es war die Erste ihrer Art in ganz Spanien – ein Hinweis auf die große Bedeutung des Radrennsports in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts auf Mallorca. Das dazugehörige Vereinsheim von „Veloz Sport Balear“ stammt von 1918 und ist ein Werk des bekannten Architekten Gaspar Bennàssar, der unter anderem auch die Stierkampfarena gebaut hat.“ So ist es im Mallorca-Magazin von 2015 zu lesen. Erst im Jahre 2016 wurde die verfallene Betonbahn komplett restauriert und jedermann wieder zugänglich gemacht.
Also: rauf auf die Bahn, Randonneure!
Nach ein paar Testrunden auf der 333 Meter langen Bahn begeben wir uns wieder auf das echte Randonneursterrain – die Straße. Immer mit der 3, manchmal auch mit der 4 vorn auf dem Tacho fliegen wir nach Hause.
Die Silhouette von Muro lassen wir hinter uns, dann taucht schon Can Picafort auf. Das Abendessen wartet.