Randonneure fahren bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit. Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur ungeeignete Ausrüstung.
Vor ein paar Tagen war ich abends mit dem Auto in der großen Stadt unterwegs. Nieselwetter, nasse Straßen, Dunkelheit. Vor mir erkenne ich in letzter Sekunde einen Fixie-Fahrer – also rein in die Bremse, ausweichen und fluchen!
Schwarze Klamotten, kein Licht, kein Helm. Beste Voraussetzungen, bald im Krankenhaus zu landen. Sicher war das kein Randonneur, denn die sind ja bestens ausgerüstet, immer mit hellem Licht und immer mit Reflexweste unterwegs. So weit die Theorie!
Bei den langen Brevets, wo man die ganze Nacht hindurch auf dem Rad sitzt, habe ich auch schon Randonneure gesichtet, die mit einer Frontfunzel und einem kaum sichtbaren Lichtlein hinten unterwegs waren. Die dann, wenn die Batterien leer waren, einfach ohne Beleuchtung weiter durch die Nacht fuhren. Mehrmals habe ich mit Front- und Rücklicht ausgeholfen, denn einen Satz Leuchten habe ich immer in Reserve. Zugegeben, in unserer Szene ist solch ein Verhalten die Ausnahme. In Berlin-Mitte gehört es fast zum guten Ton, ohne Licht unterwegs zu sein.
Wer nächtens unbeleuchtet und ohne Reflexweste fährt, riskiert sein Leben und kann auch einen Autofahrer lebenslang in Schuldgefühle stürzen.
Um die verschiedenen Möglichkeiten/ Konfigurationen sichtbar zu machen, habe ich gemeinsam mit den Freunden auf einer für Autos nicht befahrbaren Straße mal getestet, wie unterschiedlich „Sehen und gesehen werden“ aussehen kann:
> Zuerst musste Peter seine Reflexweste ausziehen und nur mit einem kleinen Rücklicht losfahren. Außer dem Rücklichtpunkt ist fast nichts zu erkennen.

> Jetzt nochmal mit Weste und Dynamorücklicht:

Hier ein paar Infos zum Thema: Radfahrer sind bei Nacht besonders gefährdet
Wie eine geeignete Beleuchtung aussehen sollte, kommt auf den Einsatzzweck an:
- Wer ab und an in der Dämmerung fährt, ist gut beraten, eine gut sichtbare Jacke oder Weste zu tragen, am besten mit Reflexelementen. Dazu eine Akku-Frontlampe und eine Akku-Rückleuchte mit Leuchtdauer 3 bis 5 Stunden reichen allemal.
Für ca. 100 € zu haben. - Wer regelmäßig im Dunkeln fährt, sollte sich einen Nabendynamo und die entsprechenden Front- und Rückleuchten gönnen. Dann ist das Thema Akku-Laden passé.
Rund 300 € werden fällig. - Und nun zu den Hardcore-Nachtradlern: Viel Licht nach vorn und viel Licht nach hinten! Je nach Wetter und Geschwindigkeit. Meine Lichtanlage sieht so aus: Vorn Nabendynamo SONdelux, Frontleuchte Supernova E3 Pro, dazu für fieses Wetter und schnelle Abfahrten Lupine Piko 4 mit 1200 Lumen und dickem 6400-mAh-Akku. Hinten Supernova E3 Taillight plus Knog Blinder für alle Fälle.
Mit einem Preis von ca. 600 € ist dies sicher eine sehr teure, allerdings auch überaus leistungsfähige Zusammenstellung. Für den engagierten Fahrer, der bei jedem Wetter und zu allen Jahreszeiten auf dem Rad sitzt, allemal eine gute Investition. Ein einziges Carbonlaufruso viel!

Eine gut erkennbare Oberbekleidung ist die ideale Ergänzung zur guten Beleuchtung.
Der Hersteller Rapha ist ein besonders gutes Beispiel für den durchgängigen Einsatz von Reflexelementen bei Jacken, Westen und Trikots.

Die Brevet-Serie ist zwar sehr teuer, aber auch absolut top in Qualität und Tragekomfort.
Sehr löblich, dass mittlerweile auch von Vaude und Endura reflektierende Trikots und Jacken angeboten werden.



Hier im Bild links die wunderbar wasserdichte und atmende Shakedry von Löffler – leider nur ausgestattet mit einem kleinen Reflex-Markenlogo neben dem Frontreißverschluss. Nachtfahrten mit einer solchen dunkelgrauen „Hightechjacke“ sind nur zu empfehlen mit einem zusätzlichen Reflexgurt darüber, siehe rechtes Foto. Löffler und auch der Shakedry-Erfinder GORE sehen sich noch nicht in der Lage, das Material mit größeren Reflexelementen auszustatten.
Aktuell habe ich mir eine Allwetterjacke von AGU mit Heizelementen und einer LED-Reihe auf dem Rücken geleistet. Sehr warm, sehr gut Sichtbarkeit. Vernünftiger Preis. Besonders für Pendler zu empfehlen.

Merke! Sicherheit für Radfahrer kommt von Sichtbarkeit!
Hier noch ein interessanter Link: https://blog.bikemap.net/de/safety/radfahren-bei-dunkelheit-tipps-fuer-mehr-sicherheit/
In diesem Sinne: Macht euch sichtbar!
Lieber Ole, wahrscheinlich lesen gerade die Radler den Artikel, die ohnehin gut gerüstet unterwegs sind. Zum Beispiel Du. Alles Gute für Carola und Dich. Tanz locker hinein in 2023 . Dietmar
Moin Dietmar,
Beim Stöbern habe ich diesen Artikel entdeckt, und noch nie erschien er mir so wichtig wie im Moment: Auf dem Arbeitsweg in HH hab ich jeden Tag unbeleuchtete- und dadurch unsichtbare Radler und E-Scooterfahrer die nicht nur durch die Gefahr der Autos ihr eigenes Leben gefährden, sondern auch mich da ich Sie nicht sehe und nicht selten nur knapp ausweichen kann. Tolle Zusammenstellung von euch im Artikel! LG und schöne Weihnachtstage 🙂
Super Beitrag. Fahre das ganze Jahr und kenne die Probleme in der dunklen Jahreszeit. Hab den Winter über versucht meine Kollegen von einem Fahrradlicht und Reflektorjacke zu überzeugen 🙂 leider nur mit mäßigem Erfolg.
Vg Michl
Hallo Dietmar
Guter Artikel!
Ich weiss was abgeht, wenn man einen lieben Menschen auf der Strasse verliert.
Vor 8 Jahren ist unsere älteste Tochter mit dem Rad auf dem Schulweg verunglückt.
Ich wünsche euch allen hier draussen weiterhin viel Spass auf dem Rad. Seid alle vorsichtig!
AG, der weiterhin Radverrückte.
Vielen Dank für Deinen sehr gut ergänzenden Kommentar – „Aus der Praxis für die Praxis“.
Als berliner Taxifahrer möchte ich mich für Deinen Beitrag ganz herzlich bedanken. Wir leben in der ständigen Angst einen unsichtbaren Radfahrer zu überfahren. Wenn man mitten in der Nacht schwarz gekleidete Rennradfahrer die ohne jedes Licht unterwegs sind freundlich auf die Gefahr anspricht, muß man leider mit üblen Beschimpfungen, einer Delle in der Tür oder einem abgebrochenen Spiegel rechnen. Man sieht auch Mütter mit Kleinkindern auf unbeleuchteten Rädern. Reflektoren reichen in der Stadt nicht aus. Sie sind unter den vielen Lichtern nicht zu erkennen. Flashlichter sind in der Stadt empfehlenswert.
Meiner Meinung nach ist ein unbeleuchteter, nicht sichtbarer Radfahrer kein „Bagatellfall“. Er gefährdet nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch die Existenz anderer Menschen.
Falls Fragen sind wo ich zB. das Reflexmaterial herbekomme und Du es nicht so schnell aus den unzähligen Artikeln herausfiltern kannst, fragen und ich geh mal suchen.
Großen Dank an den „Reflex-König“ Und Dank für die vielen Anregungen aus deinen Artikeln. Jetzt ist mein Helm dran!
Ein ganz klasse Artikel. Seit ich wieder aktiver beim Radeln bin, hab ich mir stets Gedanken zum Thema gemacht. Ich weiß jetzt nicht wieviele Artikel unter meiner Rubrik…
https://tausendkilometer.wordpress.com/category/bikeklamotten/reflexmaterial/
…da sind. Aber mit Sicherheit einige.
Ich bin auch ein großer Fan der Leuchtenhersteller, habe diverse Highendleuchten an verschiedenen Rädern und erfreue mich immer, wenn ich in der Dämmerung, noch mehr in der Nacht unterwegs bin, über das erstklassige Licht.
Aber wie schon geschrieben wird geht es auch deutlich günstiger. Batterieleuchtensets aus dem Diskounter, Baumarkt oder teils noch günstiger über die große Auktionsplatform ermöglichen es auch klammen Studentenbudgets oder Sparfüchsen mit Licht unterwegs zu sein. Reflexioinswesten gibts auch hier und da zum Schnäppchenpreis oder gar als Werbegeschenk.
Aber das ist ja alles kein neues Wissen. Die Dunkelradler machen sich wohl eher weniger Gedanken über etwaige Folgen – schade.
Schön, daß immer mal wieder appelliert wird. Und wenn das Tragen solcher Dinge erst mal hip ist…
Der Fahrradhelm fristet aktuell bei „Normalradlern“ ja auch eher noch ein Nischendasein. Wobei ich hier schon eine wachsende Akzeptanz sehe.
Gruß in die Runde
Manfred
Wobei die Seattle-Randonneurs meistens sehr gut sichtbar unterwegs sind… Und Du hast vollkommen Recht: Reflexwesten-oder Gurte kosten nur ein paar Euro. Die Gurt, den ich über der Shakedry trage, ist für 7 Euro zu haben. Und meinen Helm werde ich demnächst mit Reflexstreifen bekleben. Warum machen das eigentlich die Hersteller nicht?
Oh Oh!
aus-ge-rech-net einen Seattle Randonneur als warnendes Beispiel gezeigt!.
Sehr guter und angebrachter Artikel. Den wenigsten ist bewußt, wie schnell man ihnen das nicht vorhandene Licht ausblasen kann. In Städten ist das geradezu dramatrisch, dabei kosten Warnwesetn und Reflexumhänge die schnell abnehmbar sind (um das modische Erscheinungsbild nicht zu gefährden ) so gut wie nix.
Im Kindermoden-Schulwegbereich ist man ja schon einiges weiter. Da gibt es von 3M unterschiedlichste Reflektorstreifen zum nachträglichen markieren.
Ulkig wäre noch ein Bild von der durchgehend reflektierenden Weste, mit der jeder Randonneur zum Gespenst wird.
Vielleicht nicht unwichtig: auch im derzeitigen Schmudelwetterlicht nimmt die Sichtbarkeit des Radfahrers im Straßenverkehr dramatisch ab. Gerade vor Wald und Wiesenhintergrund. Leuchtfarben sind Lebensretter – es muß nicht einmal eine Neonfarbe sein. Schwarz und Grau dagegen (leider sehr häufig) sind visuality Killer…..
Hallo Dietmar
Es ist sehr gut, daß du auf dieses Thema hinweist.
Als sehr effizient empfinde ich auch die Reflektorstäbchen für die Speichen.
Und schon für unter 20€ gibt es bei einem großen Discounter mit L ein helles Led-Leuchtenset .
Weiter so
Gruß Thomas