Sehen und gesehen werden

 

Randonneure fahren bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit. Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur ungeeignete Ausrüstung.

Vor ein paar Tagen war ich abends mit dem Auto in der großen Stadt unterwegs. Nieselwetter, nasse Straßen, Dunkelheit. Vor mir erkenne  ich in letzter Sekunde einen Fixie-Fahrer – also rein in die Bremse, ausweichen und fluchen!

Schwarze Klamotten, kein Licht, kein Helm. Beste Voraussetzungen, bald im Krankenhaus zu landen. Sicher war das kein Randonneur, denn die sind ja bestens ausgerüstet, immer mit hellem Licht und immer mit Reflexweste unterwegs. So weit die Theorie!

Bei den langen Brevets, wo man die ganze Nacht hindurch auf dem Rad sitzt, habe ich auch schon Randonneure gesichtet, die mit einer Frontfunzel und einem kaum sichtbaren Lichtlein hinten unterwegs waren. Die dann, wenn die Batterien leer waren, einfach ohne Beleuchtung weiter durch die Nacht fuhren. Mehrmals habe ich mit Front- und Rücklicht ausgeholfen, denn einen Satz Leuchten habe ich immer in Reserve. Zugegeben, in unserer Szene ist solch ein Verhalten die Ausnahme. In Berlin-Mitte gehört es fast zum guten Ton, ohne Licht unterwegs zu sein.

Wer nächtens unbeleuchtet und ohne Reflexweste fährt, riskiert sein Leben und kann auch einen Autofahrer lebenslang in Schuldgefühle stürzen.

Um die verschiedenen Möglichkeiten/ Konfigurationen sichtbar zu machen, habe ich gemeinsam mit den Freunden auf einer für Autos nicht befahrbaren Straße mal getestet, wie unterschiedlich „Sehen und gesehen werden“ aussehen kann:

> Zuerst musste Peter seine Reflexweste ausziehen und nur mit einem kleinen Rücklicht losfahren. Außer dem Rücklichtpunkt ist fast nichts zu erkennen. 

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Dunkle Kleidung – nur das kleine Rücklicht ist zu erkennen

> Jetzt nochmal mit Weste und Dynamorücklicht: 

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Hier ein paar Infos zum Thema: Radfahrer sind bei Nacht besonders gefährdet

Wie eine geeignete  Beleuchtung aussehen sollte, kommt auf den Einsatzzweck an:

  • Wer ab und an in der Dämmerung fährt, ist gut beraten, eine gut sichtbare Jacke oder Weste zu tragen, am besten mit Reflexelementen. Dazu eine Akku-Frontlampe und eine Akku-Rückleuchte mit Leuchtdauer 3 bis 5 Stunden reichen allemal.
    Für ca. 100 € zu haben.
  • Wer regelmäßig im Dunkeln fährt, sollte sich einen Nabendynamo und die entsprechenden Front- und Rückleuchten gönnen. Dann ist das Thema Akku-Laden passé.
    Rund 300 € werden fällig.
  • Und  nun zu den Hardcore-Nachtradlern: Viel Licht nach vorn und viel Licht nach hinten! Je nach Wetter und Geschwindigkeit. Meine Lichtanlage sieht so aus: Vorn Nabendynamo SONdelux, Frontleuchte Supernova E3 Pro, dazu für fieses Wetter und schnelle Abfahrten Lupine Piko 4 mit 1200 Lumen und dickem 6400-mAh-Akku. Hinten Supernova E3 Taillight plus Knog Blinder für alle Fälle.
    Mit einem Preis von ca. 600 € ist dies sicher eine sehr teure, allerdings auch überaus leistungsfähige Zusammenstellung. Für den engagierten Fahrer, der bei jedem Wetter und zu allen Jahreszeiten auf dem Rad sitzt, allemal eine gute Investition. Ein einziges Carbonlaufruso viel!
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Eine gut erkennbare Oberbekleidung ist die ideale Ergänzung zur guten Beleuchtung.

Der Hersteller Rapha ist ein besonders gutes Beispiel für den durchgängigen Einsatz von Reflexelementen bei Jacken, Westen und Trikots.

Rapha und E3
Rapha Insulated Brevet Jacket, E3 Taillight ( hier etwas unter Wert geschlagen, weil von der Kamera angeblitzt) und Ortlieb Gravel mit klasse Reflektor

Die Brevet-Serie ist zwar sehr teuer, aber auch absolut top in Qualität und Tragekomfort.

Sehr löblich, dass mittlerweile auch von Vaude und Endura reflektierende Trikots und Jacken angeboten werden.

E3 Geltow
Das  Supernova E3 Taillight ist auch noch in 100 m Entfernung nicht zu übersehen.
Peter Radweg
Auf dem Radweg: Peter mit Mavic-Reflexweste und Supernova E3 Taillight im Licht einer Lupine Piko 4 in mittlerer Leuchtstufe
Rapha und Shakedry

Hier im Bild links die wunderbar wasserdichte und atmende Shakedry von Löffler – leider nur ausgestattet mit einem kleinen Reflex-Markenlogo neben dem Frontreißverschluss. Nachtfahrten mit einer solchen dunkelgrauen „Hightechjacke“ sind nur zu empfehlen mit einem zusätzlichen Reflexgurt darüber, siehe rechtes Foto. Löffler und auch der Shakedry-Erfinder GORE sehen sich noch nicht in der Lage, das Material mit größeren Reflexelementen auszustatten.

Aktuell habe ich mir eine Allwetterjacke von AGU mit Heizelementen und einer LED-Reihe auf dem Rücken geleistet. Sehr warm, sehr gut Sichtbarkeit. Vernünftiger Preis. Besonders für Pendler zu empfehlen.

Merke! Sicherheit für Radfahrer kommt von Sichtbarkeit!

Hier noch ein interessanter Link: https://blog.bikemap.net/de/safety/radfahren-bei-dunkelheit-tipps-fuer-mehr-sicherheit/

In diesem Sinne: Macht euch sichtbar!

Gar eisig ist´s im Oderbruch

Und weiter geht es mit den Rückblicken: Diesmal in den Februar 2017. Verdammt kalt war es geworden, Schnee war gefallen. Aber das war kein Grund, den Tag am heimischen Herd zu verbringen. Lest selbst:

Peter hat wieder mal eine Idee: Nach Küstrin mit der Bahn und dann nach Nordwesten an der Oder lang. Da waren wir doch schon lange nicht mehr.

Die Oderlandbahn bringt uns für bescheidene 11,70 € von Lichtenberg nach Küstrin. Die freundliche Zugbegleiterin, die schon seit drei Uhr in der Frühe „on tour“ ist, nimmt uns bis zum Endbahnhof Küstrin mit. Schon beim Blick aus dem gut geheizten Waggon bekommen wir einen Vorgeschmack von dem, was uns im Oderbruch erwartet: Schnee reichlich! p1070394

Vor dem Bahnhof posiert Peter samt neuem Helm und Probecrosser von ALAN. Ludovico Falconi hat 1972 seine Räder nach seinen beiden Kindern benannt: ALberto und ANnamaria. nachdem ich das ergoogelt habe, weiß ich endlich, was es mit dem Markennamen ALAN auf sich hat. So werden wir uns mit Ludovico und Alcide ( Basso) ins Oderbruch begeben. Doch zuvor locke ich Peter in die Festung Küstrin, wo schon Friedrich der Große eingekerkert war und am 6.November 1730 dabei zusehen musste, wie sein Jugendfreund Katte auf Befehl von Friedrich Wilhelm enthauptet wurde. Weil er Friedrich zur Flucht verhelfen wollte. Küstrin hat eine lange und grausame Historie. 20170202_111028_resized

Das Berliner Tor ist einer der restaurierten Bereiche der Bastion. p1070398

Dieser Sockel kündet vom Gründer der Festung, Johann Markgraf von Brandenburg- Küstrin ( 1513-1571).

Auf der Suche nach einer Gedenkplakette für den hingerichteten Katte suchen wir vergeblich. Nur den Kattewall bekommen wir zu Gesicht. Bei Schnee und Eis zeigt sich die Festung abweisend und unwirtlich. Das mag sich bei lauer Frühlingsluft anders anfühlen als heute, wo wir froh sind, endlich aus diesem Ruinenumfeld hinauszukommen. Die ersten Kilometer über Küstrin-Kietz an der Oder entlang können wir locker rollen. Die Straße ist freigeräumt. Doch wie immer bei unseren Winterausflügen – irgendwann wird es heftig.p1070404

Links eine fahrbare Sackgasse, rechts Schnee und Eis. Also erst mal den Rückwärtsgang einlegen und über einen gerade noch fahrbaren Deichweg nach Letschin balancieren. Das schult den Gleichgewichtssinn. Weg mit den Fingern von der Bremse.

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In Sophienthal, einem winzigen Ortsteil von Letschin, finden wir an jeder Ecke blaue Fahrräder. Überhaupt ist hier mehr Blau als anderswo.

Das Kolonistendorf Sophienthal feierte 2016 sein 250-jähriges Bestehen. Und dies war dazu in der Märkischen Oderzeitung zu lesen:

Zum Dorffest hatten Rothmanns ein blaues Fahrrad mitgebracht und es versteigert. 36 Euro kamen zusammen, die in die Festkasse gehen. Familie Engel aus Sophienthal ersteigerte das Gefährt, wird es nun im eigenen Garten entsprechend platzieren. Rothmanns sind bereit, weitere blaue Fahrräder zu gestalten. Interessenten können alte Drahtesel zu ihnen bringen oder sich selbst versuchen. „Ich wünsche mir, dass viele mitmachen“, sagt der Ortsvorsteher.

Offensichtlich haben viele mitgemacht.

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Die Fahrspur ist auf den nächsten Kilometern nach Kienitz ein paar Reifenbreiten frei. Das reicht für flottes Fahren bei spürbarem Rückenwind. Am Rand von Kienitz lehnt an einem Vorgartenzaun eine veritable Ski-Sammlung aus mehreren Jahrzehnten. Bunt und wunderbar passend zum heutigen Wetter.fullsizeoutput_2c99

 

Alcide und Ludovico stellen wir einfach in den Tiefschnee vor dem Kienitzer Panzer, den wir schon zu allen Jahreszeiten und bei allen Wettern passiert haben. Sollen wir es wagen? Am Oderdeich die nächsten Kilometer auf Eis und Schnee? Immer langsam voran, meint Peter, dann packen wir das schon. 20170202_130146_resized

In Groß-Neuendorf liegt das „Bahnhotel“ noch in tiefem Winterschlaf. Anders die Rehe und Wildgänse. Noch nie haben wir so viele Rehe im Rudel über die Felder rennen und Vögel auf den Feldern sitzen sehen. Warum rennen die so, wenn keiner sie verfolgt, das kostet doch nur unnötig Energie, fragt sich  Peter. Uns verfolgt auch keiner, und wir verbrennen auch reichlich Energie.

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Roter Bell mit Schwarzem Peter

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Erst fahrbar, dann Probe für unser Fahrkönnen. Der Oderdeich hin nach Zollbrücke. fullsizeoutput_2c94

Oh Wunder, am Grenzpfahl Nummer 615, an der Deichscharte der ehemaligen Zollbrücke, hat das Gasthaus geöffnet. Wir können es kaum glauben. Die Gaststube ist geheizt, es gibt einen köstlichen Glühwein, danach eine heiße Wildgulaschsuppe, dazu die markigen Kommentare der Wirtin mit Ostcharme. Peter hatte gefragt: Haben sie einen Glühwein oder sonst noch was? „Glühwein könnse haben, sonstwat hamwa nich.“

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Wir biegen in Zollbrücke ab nach Westen, der Weg am Deich entlang ist eisig, und wir wollen endlich wieder unverkrampft auf den Rädern sitzen. Quer durch das Oderbruch: Zäckeriger Loose, Neuranft, Schiffmühle. Winter im Oderland, fahles Licht, Wolkendecke mit Sonnenrand. Herrlich, wenn es nicht so kalt wäre. Wir lassen es zügig rollen bis nach Oderberg und bleiben dann auf der Hauptstraße. Eine gute Wahl! Es hat in diesem Streifen so reichlich geschneit, dass sich die Kiefernäste schwer nach unten biegen. fullsizeoutput_2c8ap1070454

Der Oder-Havel-Kanal trägt dickes Eis. fullsizeoutput_2c8b

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In den Anstiegen der Oder-Abbruchkante können wir uns warmarbeiten. Die 20 Kilometer nach Eberswalde erscheinen uns doppelt lang. fullsizeoutput_2c8d

8 % ??? Na, das ist wohl leicht übertrieben. Aber in die Waden geht der Anstieg schon. Eberswalde kommt irgendwann. 16.42 Uhr, und genau um diese Zeit fährt der RE3 nach Berlin. Wir sitzen gerade drin, als er schon losrollt. Gutes Timing. Nach 32 Minuten sind wir in Gesundbrunnen und gönnen uns Speis und Trank in der „Lichtburg“. Hier stand einmal in der Brunnenstraße, am Ku´damm des Nordens, der Kinopalast Lichtburg.

 

Mit Sonne und Wind ins Oderbruch

Fitness-Studio, Spinning, freie Rolle, Indoor-Training … Damit komme ich nicht über den Winter! Ich mag es einfach nicht, Wände vor mir zu sehen, vorm Bildschirm zu trainieren, Wind nur vom Ventilator ins Gesicht gepustet zu bekommen.

Radfahren kann man bei jedem Wetter – wenn man es will und wenn man die richtige Ausrüstung hat.

In den Zeitschriften Roadbike, Mountainbike und Tour werden die neuesten Gravel-Räder getestet. Natürlich auf Mallorca, Korsika oder in Kalifornien. Wie wirst Du fit für die Saison, das optimale Workout … Alles dreht sich um die Vorbereitung der „neuen Saison“.

Ich sichte kein einziges Foto von einem Radfahrer im Schnee, alle Bäume sind grün. Tests von Winterjacken und -schuhen finden im Labor statt. Da rufe ich euch zu: Es gibt nicht die EINE Saison von April bis Oktober – 12 Monate kann man lustvoll Räder und Körper in der freien Natur bewegen! Kommt mal raus aus den geheizten Redaktionsstuben und schreibt aus eigener Erfahrung vom Fahren bei Kälte, Nässe und Frost!

In diesem Winter musste ich bislang noch nicht Hauseinfahrt und Gehweg vom Schnee befreien. In Brandenburg lag der Schwerpunkt bisher auf  dem richtigen Schutz vor Kälte und Nässe, der Wahl der geeigneten Bereifung und einer zuverlässigen, hellen Beleuchtung für lange Fahrten bei Dunkelheit.

Was werde ich also morgen für unsere Tour ins Oderbruch anziehen? Der Wetterbericht sagt Nordwestwind Stärke 4 mit Böen bis zu 50 km/h voraus, Temperaturen zwischen plus 2 und 5 Grad, dazu fünf Stunden Sonnenschein. 4 Grad plus bei Windstille fühlen sich bei 20 km/h Wind an wie minus 5 Grad! Der Windchillfaktor ist nicht zu unterschätzen.

So packe ich mich ein: 

Unter diesem Link ist die Bekleidung im Foto zu sehen

https://randonneurdidier.wordpress.com/2018/12/26/ps-winterbekleidung/

von innen nach außen:

  • Unterhemd: Merino Winter-Langarm-Unterhemd ( Rapha deep winter) – ein kostengünstiges Merinoteil einer anderen Marke tut es natürlich auch.
  • Unterhose: Funktionsunterhose ohne Nähte (Odlo) >>> ja, ich trage eine Unterhose unter der Radhose! Wärmt und tut gar nicht weh.
  • Socken: Wintersocken lang ( x-socks)
  • Trikot: Merino-Langarmjersey ( Rapha Brevet Windblock)
  • Hose: Winter-Radhose lang ( Löffler oder Rapha)
  • Jacke: Gore-Winterjacke C5 Thermo
  • Schuhe: Mavic Crossmax Pro Thermo- Schuhe
  • Handschuhe: Specialized-Lobster-Handschuhe, darunter dünne Fingerhandschuhe
  • Mütze: Vaude-Helmmütze
  • Helm: Giro Air Attack Shield mit zugeklebten Lüftungsschlitzen und dem „Shield“, das Stirn, Augen und Jochbeinbereich sehr gut gegen eisigen Wind schützt

Diesmal kommt Peter per Regio zum Treffpunkt Bhf Oranienburg. Pünktlich! rollt der Zug um 10.10 Uhr ein. Ich habe mich auf den ersten 17 Kilometern gegen den Wind schon mal warmgerollt. Mein Track führt über die Barnimwellen bis ins Oderbruch nach Küstrin.

Im vorbildlichen Radparkhaus am Bahnhof stehen erstaunlich viele Räder von Pendlern

Rahmersee, Wandlitzsee, Liepnitzsee, Hellsee … an jeder Ecke leuchtet dunkelblau das klare Wasser durch die Bäume. In Biesenthal künden die zahlreichen, meist gut restaurierten Häuser und Villen aus der Gründerzeit von ehemaligem Wohlstand. Und in Biesenthal baut Michael Hecken seine E-Bikes zusammen mit Kalle Nicolai. HNF – „Hecken-Nicolai and Friends“ heißt die Firma mittlerweile. Zu Hause erinnert mich eines der ersten Produkte, das smart E-Bike meiner Frau, an das ehemalige Startup-Unternehmen.

In Beerbaum, nach den ersten sanften Wellen des Barnim, bollern wir über eine Pflasterpassage, die wir von diversen Ausfahrten und Brevets kennen.

Hier, nach Überstehen des unverfugten Abschnitts, ist einem unbekannten Kollegen seine Maloja-Trinkflasche fliegen gegangen.
Im MOZ.de -Artikel aus 2011 wird ein Café im denkmalgeschützten Gebäude neben dem historischen Lehmhaus von Beerbaum angekündigt. „Gut Ding braucht Weile“, fällt mir dazu ein.

Gute Erinnerung, endlich mal was zu trinken. Bei niedrigen Temperaturen meldet sich der Körperbedarf nicht durch das Durstgefühl. Und der Hunger meldet sich nach dem Frühstück, das bei mir nur aus einem schwarzen Kaffee bestand. Unsere Augen suchen nach allem, was wie ein Bäckerladen aussieht. Vergeblich. Bäcker gibt es nicht mehr im östlichen Barnim. „Viel Steine gab`s und wenig Brot“, schrieb schon Ludwig Uhland in seiner schaurigen Ballade vom wackeren Schwaben. Weiter heißt es dort:

„Den Pferden ward so schwach im Magen, 
fast mußt der Reiter die Mähre tragen.“

So weit kommt es heute nicht. Die tapferen Alt-Randonneure haben die Energieversorgung erfolgreich auf Fettverbrennung umgeschaltet. Eine elend lange Walddurchfahrt mit einhergehenden niedrigeren Temperaturen lässt mich wieder zu meinen Lobster-Überhandschuhen greifen. Ein kurzer Anstieg ( ja, die gibt es im Barnim) führt in das Örtchen Haselberg. Peter greift abrupt in die Bremsen, weil er einen Aufsteller mit „Kaffee und hausgemachter Kuchen“ am Straßenrand entdeckt hat – Öffnungszeiten Sa. und So. von 14-18 Uhr. Heute ist Dienstag!

Der Weihnachtsstern bekommt noch Energie – und wir?

Weitersuchen!

Am Nachbarhaus finden wir diese moderne Variante einer möglichen Frontbeleuchtung mit optischer Linse

In Möglin zeigt ein Radwegschild nach links, Richtung Kunersdorf. Peter folgt mir nur zögerlich – zu oft schon habe ich ihn bei unseren Touren so in Schlamm, Sand und Wald geführt. Diesmal allerdings rollen wir auf einem geradezu göttlich gut gemachten Stück Weges. Quälenden Hunger hatten offensichtlich vor uns schon andere. Vielleicht war der böse Wolf hier am Werke?

Hier hatte jemand noch mehr Hunger als wir – und der war kein Vegetarier

Runter ins Oderbruch nach Kunersdorf rauschen wir, lassen die Grabkolonnaden der Itzenplitze, das Chamisso-Museum und den Alten Fritz samt Querflöte diesmal links liegen. Uns treibt der Wind, uns treibt der knurrende Magen.

Die nächste Ortschaft ist Neutrebbin. Aber aufgemerkt, auch hier gab es mal, aber gibt es nicht mehr – einen Bäcker. Die Erlösung liegt auf der rechten Straßenseite in Form des „nah und gut“-Edeka-Ladens. Peter stürmt die Treppe hinauf und verschwindet zwischen den Regalen. Nach gefühlten 15 Minuten erscheint er strahlend wieder:

„Gut und günstig“ Schnitzel, Frikadelle, zwei Brötchen, dazu zwei Fläschchen Krombacher für sagenhafte 5,30 € inklusive Flaschenpfand!

Eine junge Frau, die im Markt ein Gesteck mit Osterglocken erstanden hat, gibt uns den heißen Tipp, doch unser Picknick auf der „Liebesinsel“ einzunehmen. Lauschig in der Sonne und im Windschatten. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und rollen nach 300 Metern im Park von Neutrebbin aus.

Es ist angerichtet

Nach 20 Minuten sitzen und essen im Park kriecht die Kälte unter die Jacken. Wir brauchen Bewegung. Ab geht es nach Letschin, wo weiland Henri Louis Fontane, der Vater des werten Theodor im Jahre 1838 die Apotheke vom Besitzer Altmann kaufte. Die Stationen davor – Neuruppin, Swinemünde und Mühlberg an der Elbe, endeten jeweils unrühmlich: Spielschulden zwangen Henri F. immer wieder zum Standortwechsel. Wie mag sich wohl Fontane Junior damals gefühlt haben? In Letschin erlernte Theodor das Apothekerhandwerk und arbeitete bei seinem Vater in den Jahren 1843 bis 45. Zwei Jahre später war es wieder so weit: Wein und Spielleidenschaft führten in die nächste Pleite und zur Trennung von seiner Frau. Derweil hatte sich Theodor schon den schönen Künsten der Schriftstellerei zugewendet. Mit großem Erfolg, wie wir wissen.


Den guten Theodor Fontane als den bedeutendsten Dichter des 19. Jahrhunderts zu bezeichnen, erscheint mir doch etwas hochgegriffen. Was soll denn der Johann Wolfgang von Goethe denken!

Nach dem Essgenuss und dem Kulturgenuss wenden wir uns jetzt dem Naturgenuss zu: Ab ins Oderbruch an die Oder und schauen, schauen, schauen.

Peter auf dem Deich
lange Schatten
Alte Grenzstation in Küstrin
Ehemalige Artilleriekaserne
Einstmals stolzer Sitz der Artillerie, dann kamen die Sowjets, dann die Wiedervereinigung, dann der Verfall.

Küstrin-Kietz ist auf einen kleinen Rest seiner ehemaligen Bedeutung geschrumpft. Die Oderinsel, auf der einstmals die Altstadt von Küstrin stand, ist überwuchert. Hier ist in der Endphase des 2. Weltkrieges eine ganze Stadt mit ihrer Historie weggebombt worden. Der Bahnhof von Küstrin-Kietz ist reduziert auf eine Haltestelle für polnische Hauptstadtpendler. Der Putz fällt von den Wänden.

Der Realabgleich mit diesem Foto aus 2017 fällt ernüchternd aus

Am Abend stehen 142 Kilometer zu Buche. Start um 9 Uhr bei 2 Grad, dann im Oderbruch bis 6 Grad (warm). Der Wind hat uns hilfreich erst über den Barnim und dann an der Oder entlang bis Küstrin geblasen. 

Die Auswahl der Bekleidung hat genau gepasst. Nicht gefroren, nicht geschwitzt. Zwischendurch habe ich die Lobster weggepackt und bin mit den dünneren Rapha-Handschuhen gefahren. Mit dem Vorteil, das Navi und die Kamera auch mit gewärmten Fingern bedienen zu können. 

Als wir am Bahnhof in Küstrin-Kietz 30 Minuten auf den Zug warten müssen, packt sich Peter in die mitgenommene federleichte Daunenjacke ein. Und macht mir, als ich mich warmhüpfe, den Vorschlag, doch auch so ein Teil zu erwerben. Nun gut, ich werde drüber nachdenken. 

Herrlich war es heute – Natur, Kultur, Altes sehen, Neues sehen, Frühling ahnen …

Und hier der Track zum Nachfahren https://www.gpsies.com/map.do?fileId=hqzfrymihzagbfem

Festive 500

Festive 500 – zwischen den Tagen, also von Heiligabend bis Silvester mindestens 500 Kilometer auf die Straße bringen. Formal sind das acht Tage, in der Praxis bleiben fünf oder sechs. Die Familie möchte den Randonneur an den Feiertagen auch ab und an sehen. Nicht nur per Rad in die Natur und wieder den häuslichen Pflichten entfliehen.

 

Und hier ist meine Bilanz der Festive 2017:

24.12. – 51 km

25.12. – 118 km

27.12. – 150 km

29.12. – 154 km

30.12. – 33 km

1x richtig nass geworden

1x zwei riesige Hirsche bei Dreibrück gesichtet

1x den besten Kuchen des Havellandes in Päwesin genossen

1x die riesigste Portion Kesselgoulasch am Schiffshebewerk vertilgt

1x den unfreundlichsten Wirt des Jahres im Mendoza in Schwedt erlitten

506 Kilometer und 22 Stunden auf dem Rad.

Rund 13000 Kcal verbrannt, entsprechend 26 Tafeln Schokolade, 25 l Bier, 17 l Wein, 3,5 kg Pasta oder gar 32 kg Gemüse.

Merke: Radfahren sorgt auch bei weihnachtlichem Völlen für ein mächtig gutes Gewissen, es kommt eben auf die Dosis ( des Radfahrens) an.

Festive-Team 2017

Und weiter geht es in 2018 – regelmäßig, genussvoll, auch anspruchsvoll, manchmal auch schnell, eher aber laaang und laaangsam. Das tut der Seele und dem Körper gut.

 

Deutschboden finden

Eisig und saukalt ist es an diesem Dienstagmorgen. „Bei minus 8 Grad sollte man keinen Sport treiben“, mahnt mich meine bessere Hälfte. Ist ja auch kein Sport, wir fahren nur ein paar Kilometer durch die Winterlandschaft, ganz locker, ganz ruhig, beruhige ich. Heute starten wir in Frohnau und rollen nach Norden aus der Stadt hinaus. Invalidensiedlung, Birkenwerder, Lehnitz. An der Lehnitzschleuse biegen wir auf den Kanal-Radweg ein.p1070250

Hier bekommen wir einen ersten Vorgeschmack von Schneeglätte und Eis. Meine Crossreifen greifen gut, Peter ist mit den 4Seasons unterwegs, da ist Konzentration gefragt. 20170117_104216

Schaut her, ihr auf dem warmen Sofa sitzenden, daheim gebliebenen. So schön kann ein Wintertag auf dem Rad aussehen. Vorausgesetzt, die Füße stecken in warmen Winterschuhen – ich habe heute sogar noch Überschuhe drüber gezogen – und die Hände sind geschützt.

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Auf dem Weg über Malz nach Neuholland wird das Fahren abschnittweise ungemütlich. Dort, wo die Sonne nicht mehr hinscheint, liegen 5 cm Schnee, und drunter lauert blankes Eis. Erleichtert biegen wir nach Norden auf die Nassenheider Chaussee ein. Hier sind zwar die Autos unterwegs, dafür ist die Straße griffig. Wir fangen an, die herrliche Wintersonne zu genießen. p1070259

Die Stadtkirche von Liebenwalde trägt unverkennbar die Handschrift Schinkels und ist ein echter Hingucker im auch drumherum gepflegt aussehenden Städtchen. Nach Osten hin verlassen wir Liebenwalde – unwiderstehlich zieht uns unser Lieblingsbäcker im Örtchen Hammer an. Genau um 12 Uhr lehnen sich unsere Crosser am  Geländer vor der Bäckerei  Kowsky an.20170117_120140

Aufgewärmt und gestärkt von Kaffee und Apfelstreusel, komme ich auf die Idee, Peter den direkten Weg nach Zehdenick vorzuschlagen – durch die Schorfheider Wälder. Reichlich 20 Kilometer über verschneite und von Autos eisig gefahrene Waldwege führt der Kurs. Schlingerkurs! Schlitterkurs! p1070269

Wir machen unsere Späßchen und lenken uns von der realen Gefahr, hier unsanft auf das Eis zu knallen, einfach ab. Das hilft. p1070278Wieder einmal wollen wir Zehdenick einen Besuch abstatten, um ganz genau hinzuschauen. Warum? Weil der Randonneursfreund Wolfgang den Film „Deutschboden“ in der RBB-Mediathek entdeckt hatte. Deutschboden spielt in Zehdenick, das im Film „Oberhavel“ heißt. Deutschboden . Moritz von Uslar hat nach seiner dreimonatigen Auszeit in Zehdenick ein wunderbares Buch geschrieben und dann daraus einen überaus sehenswerten Film gemacht.fullsizeoutput_2c5a.jpeg

An der Hauptstraße in Zehdenick finden sich einige „Sehenswürdigkeiten“

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Hier gab es mal Cocktails „Do – 2 für 1“ . Schade, schade, heute scheint das Etablissement geschlossen zu sein. Weiter also – hin nach Deutschboden.

Aber wo, verflixt, ist dieser Ort zu finden. Im Nordosten von Zehdenick im Wald soll er sein. Kein Verkehrsschild, kein Wanderhinweis… Aber mein Garmin kennt Deutschboden!  Fünf Kilometer noch, dann kommt der Abzweig nach Vogelsang, und wir stehen wieder mal im Wald. Mein  Oregon  weist uns auf einen vereisten Pfad. Noch 500m bis Deutschboden. Und dann das Schild „Vogelsang“. Nix mit Deutschboden. Wer irrt sich hier? Das Oregon? Oder hat jemand das Ortsschild abgeschraubt? fullsizeoutput_2c5c

Wir stehen 45 m entfernt vom „Zentrum“. Wir sind am Ziel. Ein Haus, ein Zaun und Keramik auf den Pfählen. Kunst im Wald – in Deutschboden.20170117_141848.jpg

Und hier ist zu lesen, wie es zum Ortsnamen kam: p1070292

Wer es also ganz genau wissen will, der möge schauen.

Erschöpft von soviel Suche, soviel Kultur, soviel Wald und Eis, zieht es uns gen Templin. Dort ist unsere Kanzlerin aufgewachsen, dort können wir uns womöglich stärken und aufwärmen. Vogelsang, Hammelspring, und dann ein Hinweisschild: „Chocolaterie“. Hier im Outback? Eine Chocolaterie? Ja, und was für eine:

Das Versprechen „Die Beste! heiße Schokolade in ganz Europa und Übersee“, klingt vollmundig. Tatsächlich genießen wir in Hammelspring ein wahres Schokoladen-Doping. Heiß, gehaltvoll, wunderbar im Geschmack. Köstlich! Ein Top-Tipp in Berlin-Brandenburg.

Leichten Fußes rollen wir die nächsten Kilometer nach Templin. Die Sonne im Rücken. Bestens gelaunt. Durch das mittelalterliche Berliner Tor schieben wir die Räder in die Stadt. 20170117_154715

Die 1735 Meter lange, sehr gut erhaltene Mauer aus dem 13.Jahrhundert ist sicher das beeindruckendste Bauwerk der alten Stadt. Drinnen fahren wir zunächst auf den Rathausplatz, auf dem gerade die letzten Stände des Wochenmarktes abgeräumt werden. p1070319

Das Rathaus, ein prächtiger Barockbau aus dem Jahre 1751.

Wir streben weiter in den tiefer gelegenen Teil der Stadt, wo uns schon von Ferne der Kirchturm der Maria-Magdalenen-Kirche anleuchtet.p1070331

 

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Auch die Kirche ist ein Barockbau und datiert aus dem Jahre 1749.

Wir reißen uns nur schwer los und schlagen den Weg zum Bahnhof ein. Und nochmal beeindruckt uns die Stadtmauer. Diesmal garniert mit einem vornehmen Krawatten-Schneemannp1070347

Noch 300 Meter bis zum Stadtbahnhof. Der ist mittlerweile „umgenutzt“ zu einem Imbiss mit Kneipe und anhängender Bahnhaltestelle.

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Wenn schon kein Bahnhofsgebäude alter Prägung mehr benötigt wird, dann lasse ich mir diese Art der Umgestaltung gerne gefallen. fullsizeoutput_2c5e

Die Zugbegleiterin der ODEG ist freundlich und erträgt mit Fassung unsere Schneemaschinen, die im warmen Waggon ihre Eislast in Schmutzwasser verwandeln.

Hundert Kilometer blauer Himmel, erfrischende Luft, Naturgenuss vom Feinsten. Freundliche Menschen.

Und um es mit Moritz von Uslar zu sagen:

„Ich will dahin, wo Leute in strahlend weißen Trainingsanzügen an Tankstellen rumstehen und ab und an einen Spuckefaden zu Boden fallen lassen!“

 

 

Zwei Klöster, Schnee und Eis

Endlich ist der Winter da. Minus 2 Grad, ein paar Schneeflocken, und Tief Axel schaufelt an der Ostflanke eines hereinschiebenden Hochs kalte Polarluft nach Brandenburg. Ein paar Schneeschauer soll es auch noch geben heute. Ideales Wetter für einen kleinen Ausritt nach Süden, hinein in den Fläming. Peters Track führt zuerst von Werder nach Westen zum Kloster Lehnin, dann dreht der Kurs nach Süden und dann ostwärts nach Jüterbog, wo in Zinna das zweite Zisterzienserkloster auf uns wartet.p1070174

Auf den freien Flächen westlich von Werder sehen wir den ersten Schnee dieses Winters. Die Straße, die uns nach Lehnin führt, ist vereist und fordert unsere Fahrkünste. Wie gut, dass ich am Vorabend noch die Schwalbe CX mit Stollen aufgezogen habe. Immer schön locker geradeaus rollen, Hände weg vom Bremshebel.

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Die spätromanisch-frühgotische St. Marien Klosterkirche gehört zu den bedeutendsten Backsteinbauten in der Mark Brandenburg.p1070180p1070181

Kalt ist es hinter Klostermauern

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So, wie hier Bäume und Büsche aus dem alten Pfeiler wachsen, hat es schon Fontane in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg„beschrieben: „Auf den hohen Pfeilertrümmern wachsen Ebereschen und Berberitzensträucher, jeder Zweig steht in Frucht, und die Schuljugend jagt und klettert umher und lacht mit roten Gesichtern aus den roten Beeren heraus. Aber wenn die Sonne unter ist, geben sie das Spiel in den Trümmern auf, und wer dann das Ohr an die Erde legt, der hört tief unten die Mönche singen.“  

Die Klosteranlage ist mittlerweile wieder aufwändig restauriert und beherbergt eine Reihe von kirchlichen Einrichtungen. Wanderer, Pilger und Radler sind eingeladen, hier einzukehren, zu sehen, zu staunen.

Für eine Kaffeepause sind wir jetzt um die Mittagszeit einfach zu früh hier, um im Klostercafé einzukehren. Also setzen wir uns alsbald wieder auf die Crosser und treten uns in den sanften Steigungen nach Süden hin warm. Lange kurbeln wir uns durch langweilige Kiefern- und Fichtenwälder. Immer geradeaus – Borkheide, Borkwalde, Alt-Bork… Endlich spuckt uns der Schatten wieder aus. Peter kennt einen guten Bäcker in Treuenbrietzen, und bei dem sollte es auch heißen Kaffe geben. p1070187

Die Räder müssen draußen bleiben während wir uns an Milchkaffee und leckerem Kuchen laben. Nach 20 Minuten Wärmepause starten wir wieder hinein in die kalte Luft und hinaus aus dem Ort. Nach zwei Kilometern biegen wir nach Osten auf den Bardenitzer Weg ab. Hier sind nur wenige Autos unterwegs, dafür ist die Straße komplett schneebedeckt und vereist. Hoffentlich fahren die Brandenburger vorsichtig und kommen uns nicht zu nahe. Die  Schleuderspur eines Autos, die im Straßengraben endet, macht uns ein wenig unruhig.p1070190

Peters „Cuneo“ hat schon ordentlich Schnee aufgenommen, fühlt sich aber offensichtlich wohl in der Kälte. “ All Systems go!“

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Bardenitz präsentiert sich inklusive Ortsschild eingeeist, und die kopfsteingepflasterte Durchfahrtsstraße nötigt uns artistische Einlagen ab. Der folgende Ort heißt Pechüle, trotzdem bleiben wir auf unseren Rädern und machen keinen Abflieger.

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Auf dem Weg nach Jüterbog passieren wir unendlich lang erscheinende Betonmauern. Einer der größten, geheimen Stützpunkte der Sowjetarmee befand sich hier im Forst Jüterbog-Zinna-Keilberg.

Zig-tausende Soldaten lebten hier in einer Parallelwelt, abgeschirmt von der Bevölkerung.

Der kleine Ort „Altes Lager“  ging aus einem Barackenlager hervor, das 1870 als zeitweilige Soldatenunterkunft am Rande des Jüterboger Schießplatzes errichtet worden war und zeugt von der mehr als 150 Jahre alten militärischen Prägung dieser Region.

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Alter Backstein erinnert an bessere Zeiten. Erstaunt, bestürzt, verwundert über soviel brutale Gegensätze arbeiten wir uns über den  eisglatten Radweg vor – an Jüterbog vorbei nach Zinna. Hier wartet als Ausgleich für unsere Sinne das Kloster mitsamt Klosterbrennerei und Museum. fullsizeoutput_2c45

Jaaaaa! Schnee ist das reine Vergnügen für die Winter-Randonneure.

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„PORTA PATET, COR MAGIS – Die Tür ist offen, das Herz noch mehr“

Der Leitspruch der Zisterzienser weist uns den Weg zum Kloster. Das Örtchen Zinna hat eine beeindruckenden Geschichte, die nicht nur vom Kloster geprägt ist, sondern auch von der Vergangenheit als Weberstadt, die Friedrich der Große  schon 1777 ins Leben rief.

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Heute haben wir nur Augen und nur Zeit für einen kleinen Besuch des Klosters.fullsizeoutput_2c37

 

 

 

Im Eingang zum Klostermuseum stehen die alten  Brennanlagen für den „Klosterbruder-Likör“, den wir  als wunderbare Aufwärmflüssigkeit für 1 € pro Becher gleich zwiefach genießen. p1070230p1070231

Als wir das ehrwürdige Backsteingebäude verlassen, wissen wir, dass wir wiederkommen. Im Frühjahr, wenn es warm ist, wenn die Tage länger sind. Es lohnt sich, hier auf Entdeckungsreise zu gehen. fullsizeoutput_2c3c

Die Rösser sind angespannt und erwarten ihre Reiter. Der kurze Ritt nach Luckenwalde führt uns nochmal auf Eis und Schnee – und jetzt nach Norden gegen den Wind. Entschädigt werden wir vom wunderbaren Licht und vom tiefen Blau des Himmels zwischen den Schneeschauern. fullsizeoutput_2c34

Schnee auf Eis! Obacht!

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Kaum können wir  uns losreißen von Landschaft, Himmel und Licht.fullsizeoutput_2c32 Kalt, unwirtlich, schlecht beschildert: Der Bahnhof von Luckenwalde holt uns zurück in die Realität. Dafür ist der RE3 gut geheizt und der Kontrolleur freundlich. Um 18 Uhr sitzen wir schon ( wieder einmal) am flackernden Kamin des Zollpackhofs und laben uns an Weißwürstel und Augustiner-Bier.

Wann starten wir zur nächsten Schneerunde, fragt Peter. Na, wenn wieder Schnee liegt!

Und hier der Track: Werder-Lehnin-Zinna-Luckenwalde

 

Vor sieben Jahren – eine Dezembertour: Kälte, Wind, Sonne – Herbstkilometer

Winde wehen kalt

Tage schlafen schneller ein

Wasser friert zu Eis

Sonntag will ich zu meiner Abschlusstour starten. Der Winter steht vor der Tür, und die Schönwetterfenster sind selten. Bis Mittwoch soll die Sonne lachen. Also starten – hinein in die kalte Luft, hinein in die frierende Landschaft. Noch einmal Sauerstoff und Sonnenstrahlen tanken.

Im Spätherbst sieht eine Etappentour anders aus als im Sommer. 200 Kilometer sind nicht mehr im Hellen zu fahren. Es kann empfindlich kalt werden. 150 Kilometer sollten aber machbar sein pro Tag. Mein Plan sieht vor, ab Brandenburg in drei Etappen ins Sauerland, meine alte Heimat, zu fahren. Abends ein Hotel anlaufen, gut essen und trinken, und am nächsten Tag mit dem ersten Licht wieder auf die Straße.“ Wetteronline“ verspricht Sonne – aber auch mit nach Ost drehendem Wind knackige Kälte bis minus 6 Grad. Winterausrüstung ist gefragt: Mein Endurace rollt auf Conti 4Seasons 25/28mm, Die Supernova E3 und das Taillight werden vom SONdelux mit Strom gefüttert. Eine 10000 mAh Powerbank steckt zur Sicherheit auch noch in der Tasche.  Auf dem Körper drei Schichten Kleidung – Assos-Shirt, Rapha-Brevet-Trikot, Gore Winterjacke. Dünne Handschuhe in dicken Roeckl Fingerlingen. Lange Winterhose von Sugoi, Winterschuhe Polaris MTB. Auf dem Kopf eine Wintermütze, um den Hals ein Buff zum Hochziehen über Gesicht und Nase.

So eingepackt habe ich schon manche lange Wintertour überstanden. Der Regionalzug bringt mich bis Brandenburg, dann geht es endlich los. Langsamer als ich geplant habe! Der Nordwest bläst kräftig und kalt ins Gesicht und bremst meinen Eifer. Viel mehr als 20 km/h sehe ich selten auf dem Tacho.

In Wusterwitz entdecke ich in einem verwahrlosten Park dieses Thälmann-Denkmal. Die Skulptur strahlt, passend zum Wetter, Eiseskälte aus. Also raus aus dem Gelände und warm fahren. fullsizeoutput_2ae7

In Burg zeigt der Wegweiser 1143 km nach La Roche-sur-Yon an und 335 km bis Gummersbach im Bergischen Land. Das liest sich doch ganz freundlich, wo ich doch nur  die Region des näher gelegenen Ziels anpeile. Die Sonne tut der Seele gut, Finger und Füße bleiben so eben auf angenehmer Temperatur. Wenn nur dieser fiese Gegenwind nicht wäre. fullsizeoutput_2ae8

Nach einigen überflüssigen Umwegen komme ich schließlich von Süden an der mächtigen Trogbrücke bei Hohenwarthe an. Hier wird der Mittelland-Kanal über die Elbe geleitet und seit 2003 mit dem Elbe-Havel-Kanal verbunden. Ich stehe staunend vor der 918 m langen Stahlkonstruktion, der längsten Kanalbrücke Europas.fullsizeoutput_2ae9

Und so sieht das von der anderen Seite aus. Blaues Wasser – blauer Himmel.

Am Mittellandkanal komme ich nur zäh voran. Der Weg ist mit feinem Split belegt, der Wind bläst auf der Deichkrone unbarmherzig. Also treten, treten, treten.

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In Gutenswegen in der Magdeburger Börde sind die Straßen wieder ordentlich glatt, und gegen den späten Nachmittag wird auch der Nordwest schwächer. Warum gibt es nur hier nirgendwo ein Café oder zumindest eine Tankstelle zum Aufwärmen und Kalorien tanken?

In diesem Landstrich bis hin nach Helmstedt erstreckt sich eine wahre  „Service-Diaspora“. Dafür endet jeder zweite Ort mit -leben. Dieses Kürzel bedeutet soviel wie “ Überbleibsel, Hinterlassenschaft, Rest“. Es hat also mit Leben , wie „Leib und Leben“, nichts zu tun. So kann ich es beim Namensforscher Udolph nachlesen. Bis Königslutter will ich heute noch kommen und dann im „Alten Brauhaus“ nächtigen. Bis dahin muss ich noch reichlich viele Hügel hinaufkurbeln, manchen Wald durchqueren und drei Stunden lang auf die Lumen-spendende E3 Leuchte vertrauen. Als ich gegen 19.30 Uhr im Brauhaus nachfrage, bekomme ich erst ein freundliches Ja auf meine Zimmernachfrage und dann doch noch die Absage des Hotelbetreibers. Will der keine Radfahrer??? Ich bin leicht frustriert und suche weiter. Eine halbe Stunde später werde ich im „Avalon“, einem typischen Tagungshotel an der Straße nach Braunschweig,   fündig. Freundliche Menschen, gute Dinkel-Pasta, leckeres Warsteiner Pils. Alle Mühsal des Tages ist vergessen. Und 150 Kilometer stehen auch zu Buche.

Klarer Himmel, Minus 4 Grad, gute Laune nach reichlichem Frühstück! Start um 9 Uhr in Richtung Braunschweig und Hildesheim. Locker geht es voran. Heute ist der Wind gnädig. Er schiebt sanft, bringt aber noch mehr Kälte mit sich. p1060853fullsizeoutput_2aec

Rauhreif auf den Radwegen, und am Ampelschalter schmilzt das Eis nur langsam weg.

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Zuckerfabriken und Kraftwerke als Orientierungspunkte in der Hildesheimer Börde.

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Mein Endurace steckt die Beladung spielerisch weg. Am Oberrohr hängt neuerdings eine Tasche von „Burgfyr“ aus Hamburg. Sie passt genau ins vordere Rahmendreieck und lässt noch Platz für die hintere Trinkflasche. Klasse und wertig gemacht.  Ein neues Ausrüstungsteil der Kategorie „Randonneurs-best“.

Um die Mittagszeit erreiche ich Hildesheim. Hier will ich irgendwo einkehren und mich aufwärmen. Doch: diese Stadt will mich einfach nicht. Schon vor zwei Jahren hatte ich mich fast bei einer Schienenquerung lang gelegt. Dieses Mal habe ich übel geflucht über die mäßige Radweg-Beschilderung. Und die genau so bescheidene Radweg-Qualität in der Stadt. Irgendwann will ich nur noch raus nach Westen. Nach 10 Kilometern finde ich eine Tankstelle, in der ich einen riesigen Milchkaffee, ein Brötchen und eine Bockwurst vertilge. Kein Genuss, aber hilfreich für Körper und Seele. Die nächste Stadt am Track ist Hameln, das ich im späten Nachmittagslicht erblicke. fullsizeoutput_2af6

Ein riesiges Besteck am rumpeligen Radweg, aber nichts zum Speisen.

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Hameln wirkt bei der Einfahrt aus Osten wie eine Ruhrgebietsstadt. Trist und grau und abgeschabt. Kann sein, dass ich der Rattenfängerstadt Unrecht tue. Schließlich habe ich die historische Altstadt links liegen lassen. 150 Kilometer sollen es auch heute noch werden. Und deshalb muss ich einfach weiterfahren – hinein in die Dunkelheit. Und hinein in die Hügel des Weserberglandes. Warm wird es beim Kurbeln, und nach zwei Stunden stehe ich vor dem Bahnhof von Steinheim. Über Paderborn geht ein Zug nach Soest. Das ist verlockend. Schließlich ist die alte Stadt für einen sehenswerten Weihnachtsmarkt bekannt. Und die Aussicht auf 90 Minuten wärmende Kilometer im Regionalzug ziehen mich hinein in den Bahnhof.

In Soest steige ich gewärmt und ausgeruht aus und schaue mich im Internet nach einem geeigneten Hotel um. Schnell ist das „Am Wall“ gefunden. Und beim Finden des direkten Weges dorthin ist mir ein Ehepaar behilflich, das auch großes Interesse an meinem Rad und meiner Ausrüstung zeigt. Was ist das für eine Lampe, woher kommt die Tasche… Ich werde gelöchert. Von Markus, der auch engagiert Rennrad fährt, wie sich im weiteren Gespräch herausstellt. Gegen 19 Uhr checke ich im Hotel Am Wall ein und nehme mein Endurace mit aufs Zimmer. „Nie ohne mein Pferd“. Neben dem Bett hat es das treue Gefährt warm, und es muss sich nicht vor Dieben fürchten.

Ich dusche, ziehe mich um und bin 20 Minuten später auf dem Weg zum Altstadt-Weihnachtsmarkt. fullsizeoutput_2b04Hier werden zwar schon „die Stühle hochgeklappt“, aber einige Buden bieten noch Glühwein und Bratwurst an. Ich ziehe es vor, im „Wilden Mann“ einzukehren. img_1121In diesem urigen Gasthaus bekomme ich leckeres Krombacher und dazu Grünkohl mit Mettwurst. Die riesige, wohlschmeckende Portion schaffe ich trotz Kaloriendefizit nicht ganz. Zufrieden und satt schlüpfe ich um 23 Uhr unter die warme Bettdecke.

Am nächsten Morgen zeigt das Thermometer Minus 6 Grad. Ursprünglich wollte ich heute noch eine Etappe von ca. 110 km über Werdohl nach Meschede fahren. Mal sehen, wie sich die Kälte anfühlt. Um 9Uhr sitze ich wieder im Sattel. Den Buff habe ich über Mund und Nase hochgezogen. Der Giro „Air attack“ mit seinem Visier ist ideal geeignet, Stirn und Jochbeinregion vor dem kalten Luftstrom zu schützen. Ein Aero-Helm als Kälteschutz!

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In Soest ist das Radfahren sehr angenehm, auf guten Radwegen geht es entspannt hinaus der Stadt nach Süden in Richtung Möhnesee. Der Haarstrang bringt ein paar Höhenmeter, die etwas anstrengen, aber auch den Körper wohlig durcharbeiten lassen und wärmen. Auf der Südseite führt der Track wieder hinunter ins Möhnetal. Erst jetzt spüre ich die beißende Kälte. Das erste Mal auf dieser Tour bekomme ich kalte Finger und kalte Zehen. Im Schatten zeigt der Sigma minus 7 Grad. Das Tal bekommt den ganzen Tag über keinen Sonnenstrahl ab. fullsizeoutput_2af9

So sieht ein kalter Morgen aus.

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Und so die kalte Ruhr.

In Neheim-Hüsten beschließe ich, meine Etappe abzukürzen und auf direktem Wege nach Meschede zu fahren. Nochmal mehr als 100 km bei Minusgraden sind mir heute zu ungemütlich. In Meschede wartet ein köstliches, warmes Mittagsmahl auf mich. Und ein herzlicher Empfang noch dazu. Wenn das kein Grund ist, heute ausnahmsweise auch einmal mit 60 Km zufrieden zu sein. Den Tag und den Abend genieße ich in der alten Heimat.

Am nächsten Morgen bringt mich die Bahn – mit ein paar Verspätungen und Umwegen – aber letztlich sicher, nach Berlin zurück. Und in Dortmund mache ich in der 2 Stunden-Umsteigepause einen Currywurst-Test. Ergebnis: Preis-Leistung-Geschmack vorzüglich.

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Weihnachten kommt bald! Und damit auch wieder die „Festive 500“. Bis dahin werde ich mich mit kurzen Einheiten fit halten. Eine Winterpause gibt es nicht.

Wie hat Albert Camus doch geschrieben:

“In the midst of winter, I found there was, within me, an invincible summer“.

Schorfheide im Herbstkleid

p1160629Der nahende  Winter wird die Farben bald aus Wald und Feld herauswaschen. Heute lacht noch einmal die Herbstsonne, ein kleines Hoch bringt Kälte, aber auch blauen Himmel und lockere Cumulusbewölkung. Nach Norden am Oranienburger Kanal entlang lotse ich Peter und Wolfgang durch den drei Grad kühlen Morgen. Hohen Neuendorf- est? Da ist wohl ein Buchstabe heruntergefallen. Auch dieser Bahnhof fristet ein kümmerliches Dasein, wie so viele andere, die ihre ursprüngliche Funktion verloren haben – kein Service, nur ein einsamer Ticketautomat beim Wartehäuschen. Das Gebäude gammelt verlassen vor sich hin und ist zur Leinwand für die Graffiti-Sprayer geworden.p1160633p1160634

Gegenüber die reine Idylle. Zumindest in diesem Eckchen des Ortes möchte ich nicht lang verweilen. Ein Grund mehr, bei Borgsdorf auf den Kanalweg zu wechseln.

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Hier sind zwar ein paar Hindernisse für die Crosser eingebaut, aber schön ist es hier. Die Bäume spiegeln sich im Wasser und strahlen uns mit ihren verbliebenen Blättern an.p1160651

Nach der Querung von Oranienburg von West nach Ost gelangen wir zum Oder-Havel-Kanal. Der Radweg ist einer der schönsten, die ich kenne. Als Teil des Fernweges Berlin-Kopenhagen ist er auch gut beschildert und gut zu finden. Unsere Laune könnte nicht besser sein. Abwechselnd rufen wir uns unsere Begeisterung für die herrliche Natur zu. Das muss einfach raus! fullsizeoutput_2a70

Auf dem Abschnitt von Neuholland nach Liebenwalde durchschneiden kilometerlange Pappelalleen die Felder. Gelbgrün heben sich die Baumspitzen vom blauen Himmel ab. Graugänse und andere nach Süden reisende Federtiere sitzen zu Hunderten auf den Feldern und genießen die Sonnenstrahlen.

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An der Bäckerei Kowsky in Hammer bei Liebenwalde kommen wir nie ohne Halt vorbei. Zu lecker schmecken Mohn- und Apfelkuchen. Nebenbei: Hier wird noch mit selbst gemachtem Natursauerteig gebacken. Meister Beuster beherrscht sein Handwerk, und die Verkäuferin macht ihren Job ganz offensichtlich gerne.

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An der Wand hinter der Sitzecke sind allerlei Informationen aus dem Örtchen zu finden. Diese Bäckerei ist offensichtlich Treffpunkt der Einwohner zum Kaufen und zum Klönen.

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Am Abzweig nach Liebenthal hat sich ein unbekannter Künstler eine Landschaftsszene an die Hauswand gemalt. „Kunst am Bau“.p1160679fullsizeoutput_2a6bfullsizeoutput_2a71

Nach Osten führt unser Weg nach Groß Schönebeck – durch lange, leuchtende Eichenalleen. Da lacht das Herz der Randonneure.

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Der Gasthof Schorfheide bittet zum Wildbuffet. Kein Wunder, um Groß Schönebeck herum werden auch jetzt noch reichlich Wildschweine, Rehe und Hirsche gejagt. Von 1871 bis 1918 jagten die drei deutschen Kaiser Wilhelm I., Friedrich III. und Wilhelm II. in der Schorfheide. Eine Ausstellung im Jagdschloß zeugt von dieser Zeit, beherbergt aber auch eine Ausstellung über Max Schmeling, den großen Boxer, Naturliebhaber und Jäger. Auch Hermann Göring hat von hier aus seine Jagdausflüge gestartet. Aber dazu gleich mehr, wenn wir in Eichhorst einrollen.p1160715p1160718

Randonneure beim Bändigen eines steinernen Wisent.

Der oben erwähnte Hermann Göring ließ 1934 dieses Relief vom Bildhauer Max Esser fertigen.“Einst zog uriges Großwild durch Deutschlands Wälder seine Fährte. Jagd war Mutprobe unserer germanischen Vorfahren. Im Jahre 1934, unter Reichsjägermeister Hermann Göring, entstand an dieser Stelle ein Urwildgehege. Wisent, Auer, Elche, Wildpferde, Biber und anderes Getier fanden darin eine Freistätte und sollten Zeugnis geben von dem Tierreichtum des einst von Menschen noch nicht beherrschten Deutschland!“ So ist es, pathetisch geschrieben,  auf der Rückseite des Denkmals zu lesen.

Das ursprünglich eingearbeitete Hakenkreuz wurde weggemeißelt. Aber immer noch wirkt der Tonklotz wie ein Relikt aus der Zeit des Dritten Reiches.

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Wolfgang führt uns auf den Radweg zur Schleuse Rosenbeck und dann zum Schleusengraf in Marienwerder. Hier kann man während der Saison gut eine Rast einlegen und es sich bei Bier und leckeren Happen gut gehen lassen. Heute verschmähen wir das Angebot und fahren weiter auf dem Radweg Berlin – Usedom nach Biesenthal und dann nach Bernau. p1160749p1160758

In Biesenthal ist das Café Auszeit eine gute Adresse, nur, wir haben uns die Pause hier noch nicht verdient, also bleibt es beim Schauen. Dann ab durch den Wald nach Bernau. Ein paar fiese Bodenwellen zwacken richtig in die Oberschenkel. So soll es sein! P1160759.JPG

Und in Bernau kehren wir ein im „Leiterwagen“. Das Bier schmeckt, der Lachs auch.

Peter muss noch nach Potsdam, und wir finden eine passende Verbindung  vom Startort aus. Also wieder zurück auf „Los“. Hin zum Bahnhof Hohen Neuendorf-West. 18.26 Uhr fährt der RB nach Potsdam. p1160760

Hier schließt sich der Kreis für heute. 120 Kilometer. Sonne, Licht, Farben, herrlicher Herbst. Es hat gut getan.